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Bruichladdich Micro Provenance Amarone

Bruichladdich

Bruichladdich sind nach eigener Aussage die progressive distillers, und wer die vielfältigen Whiskies der Brennerei kennt, wird dem sicherlich zustimmen. Neben ungetorften (Bruichladdich), mittelstark (Port Charlotte) und intensiv getorften (Octomore) Whiskies gibt es immer wieder Sonderserien unter dem Label Micro Provenance. Beim Bruichladdich Day erstanden wir eine Flasche aus dieser Serie. Es handelte sich um einen 9-jährigen Whisky in Fassstärke mit 57%, der in einem Amaronefass (single cask, #1310) gereift ist, am 15.11.2004 destilliert und am 14.11.2014 in Flasche 168/501 abgefüllt wurde.

Farbe: Bernstein, mit einem leichten Rotstich

Nose: An diesen Geruch muss man sich erstmal gewöhnen. Sehr erdig, fast ein bischen muffig, aber mit der Zeit (und mehr Luft, die an den Whisky kommt) wird er deutlich leichter. Schließlich kommt eine leichte Note dazu, die mich am ehesten an Klebstoff erinnert.

Taste: Der Geschmack ist dominiert von Holz und Rauch. Auch ein leichter Anflug von Torf ist dabei. Und der Geschmack entwickelt sich. Beim zweiten Schluck wird der Torf deutlicher, der Geschmack entwickelt sich in Richtung eines Port Charlotte. Außerdem schleicht sich eine deutliche Note von Rotwein ein. Der kommt natürlich aus dem Amaronefass, aber er scheint zu Beginn zu schlafen und erst später zu erwachen.

Finish: Jetzt, im Hals, wird er leicht und süß. Man kann nicht sagen, dass der Abgang besonders lang ist, aber er belegt den Hals, und dieses Gefühl hält sich eine ganze Weile.

Bleibt noch zu erwähnen: im leeren Glas, nachdem der Dram zur Gänze genossen ist, entwickelt sich überraschend ein Aroma von Salzmandeln. Vielleicht ist das Salz ein letzter Gruß von Loch Indaal?

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Bruichladdich

Glenfiddich 15 yrs Distillery Edition

Glenfiddich

Glenfiddich hat den Ruf eines Supermarktmalts, und in der Tat: wenn es in einem Laden einen Single Malt gibt, dann ist das ein Glenfiddich, in der Regel 12 Jahre alt. Verwunderlich ist das auch eigentlich nicht, wenn man bedenkt, dass die Destillerie 14 Mio. Liter reinen Alkohol pro Jahr produziert. Dabei ist die Standardexpression ein durchaus guter Whisky. Und das macht Neugierde auf die höherwertigen Varianten. Wie mögen die wohl schmecken?

In einem Whiskyshop in Edinburgh, in dem wir eigentlich "nur mal gucken" wollten, fanden wir eine Flasche Glenfiddich 15 yrs Distillery Edition, non-chillfiltered mit 51%. Diese Flasche haben wir durch die Highlands und über die schottischen Inseln transportiert und ihn schließlich heil nach Hause gebracht. Hier haben wir dann die Probe aufs Exempel gemacht. Und vorweg: er hat sie bestanden.

Nose: Der erste Eindruck ist süß und luftig. Dann entfalten sich vielfältige Noten von Karamell, Schokolade, Honig, Galliamelone und Orangenmarmelade. Die ersten davon erwartet man bei einem Speysidewhisky ja durchaus, die letzten sind sicher zunehmend ungewöhnlich.

Taste: Auch hier: erwartbares (dunkle Schokolade, herbe Süße) und überraschendes (Orangenmarmelade).

Finish: Das Finish schließlich ist kurz, süß und weich. Der Honig hält sich bis ganz hinten.

Insgesamt sicher ein Whisky, der sich seinen Platz in meinem Regal verdient hat. Bei aller Liebe zu Torf, Rauch und Inseln brauchen diese Geschmäcker einen (oder mehrere) Gegenspieler, und dieser Genfiddich gehört sicherlich dazu.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Glenfiddich

Glenmorangie Signet

Whisky

Auch die schönste Reise geht einmal zu Ende, und in unserem Fall führte uns dieses Ende zum Flughafen in Edinburgh. Wie üblich versuchten wir, die letzten Devisen auszugeben, um einen Rücktausch zu vermeiden. So landete noch die eine oder andere Dose Whisky-Fudge in unserem Koffer. Im Duty-Free-Bereich wurde - für Schottland sicher nicht überraschend - auch eine ordentlicher Anzahl verschiedener Whiskies angeboten. Unter anderem gab es einen von Personal betreuten Stand, an dem verschiedene Glenmorangie Whiskies zum Probieren angeboten wurden. Ich genehmigte mir hier einen Schluck Glenmorangie Signet, der ohne Altersangabe daher kommt, aber mit modernen 46%. Außerdem ist der Whisky non-chillfiltered.

Am Flughafen hat man natürlich weder genug Zeit noch eine hinreichend ruhige Umgebung, um einen Whisky gebührend testen zu können. Außerdem gab es kein Nosingglas, sondern nur einen gut fingerhutgroßen Plastikbecher. Das "Tasting" beschränkte sich dementsprechend auf ein kurzes probieren. Ausführliche Tasting Notes kann ich deshalb nicht liefern. Immerhin fiel auf dass der Whisky sehr weich und rund war und eine dominante Note von Schokolade hatte. Das ging so weit, dass man sich fragen konnte, ob man überhaupt noch Whisky im Glas (oder hier: Becher) hatte. Mein Liebling wird das sicher nicht (auch nicht wegen des Preises). Ich mag lieber Whiskies, die meine Geschmacksnerven etwas härter rannehmen, und das tut der Signet nicht. Das heißt natürlich nicht, dass er kein guter Whisky ist, ganz im Gegenteil, er ist nur nicht mein Geschmack. Gut dass es so viele verschiedene Geschmäcker gibt, so dass auch der Signet seine Fans finden wird.

Zur Destillerie gehts hier: Glenmorangie

Ledaig 1972

Whisky

Nach einer erlebnisreichen Reise näherte sich der Zeitpunkt der Heimreise. Mit vollen (und vor allem unsortierten) Koffern gingen wir in Tarbert, Kintyre von Bord der Flying Dutchman und setzten uns in den Überlandbus nach Glasgow. Vor dem Heimflug hatten wir uns eine letzte Nacht in einem herkömmlichen Bett geleistet, und das Hotelzimmer bot genügend Platz, um die zahlreichen Mitbringsel gewichtskompatibel auf alle Gepäckstücke zu verteilen.

Natürlich nutzten wir auch die Gelegenheit, uns Glasgow anzuschauen, aber wir waren erschöpft genug, um uns auf einen Spaziergang durch die City, ein Abendessen im Restaurant und einen Besuch im Pot Still zu beschränken. Letzteres erwies sich als abschließendes Highlight der Reise. In einer urig eingerichteten und mit Whiskyflaschen geradezu tapezierten Kneipe arbeiteten wir uns durch eine Whiskykarte mit mehr als 600 Einträgen. Ich entschied mich für einen Ledaig 1972, Natural Cask Strength and Colour mit 48,5%. Auf dem Etikett waren als Destillationsdatum der 21.12.1972 und als Abfüllungsdatum der 08.09.2004 notiert. Gut möglich also, dass wir die Herkunftsfässer aus 1972 gerade einige Tage zuvor in Tobermory gesehen hatten. Außerdem ist der Whisky Non-chillfiltered und hat sein Finish in Oloroso Sherry Butts bekommen.

Was soll ich sagen: der Dram war teuer, aber es war ein würdiger Abschluss einer außerordentlichen Reise.

Nose: Viel Holzrauch, dazu Noten von Tabakblättern. Der ölige/honigartige Geruch, der sonst so typisch für Ledaig ist, fehlt (fast?) völlig. Später entwickelt der Whisky einen leichten Salzgeruch.

Taste: Hier setzen sich die Noten aus der Nase fort. Bemerkenswert ist, dass der Whisky keine "Altersmilde" spüren lässt. Auch mach 32 Jahren im Fass hat er immer noch Biss und Schärfe.

Finish: Das Finish ist recht lang und warm, vor allem aber fruchtig. Der Rauch fehlt jetzt völlig.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Tobermory

Mortlach 21 yrs

Whisky

Im Pot Still in Glasgow begossen wir das Ende einer großartigen Reise, die uns zu den Destillerien von Mull, Jura und Islay führte. Während ich mir dazu einen 1972er Ledaig aussuchte, der den perfekten Deckel auf die unterwegs genossenen Whiskies darstellte, wählte meine Frau einen völlig anderen - aber ebenso interessanten - Weg: mit einem Mortlach 21 yrs aus der Speyside (43%, Gordon & MacPhail) setzte sie einen bewussten Kontrapunkt zum Schwerpunkt der Reise. Ich durfte natürlich kosten konnte mich des Charmes dieses völlig anderen Geschmacks nicht wirklich erwehren. Das hatte was, diese völlig andere Art von Whisky auf der tagelang torfbelegten Zunge zu schmecken. Auch wenn der Mortlach nur bedingt den Weg auf meine Einkaufliste findet, könnte er viel weiter reichende Folgen haben: vielleicht ist ja auch die Region Speyside mal eine Reise wert ...

Nose: leicht fruchtig, Noten von Vanille und Aprikose

Taste: anfangs weich und fruchtig, dann kommt eine überraschende Schärfe

Finish: unspektakulär und weich, erzeugt eine leichte, aber angenehme Wärme

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Mortlach

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

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