Talisker Dark Storm
Talisker, die einzige Destillerie auf der Isle of Skye, gehört zu meinen ersten Erfahrungen in Sachen Whisky, ich hatte irgendwo mal eine Flasche des 10-jährigen gekauft. Lange Zeit blieb es dabei, obwohl er mir schmeckte und ich den geradezu beißenden Holzrauch genial fand. Aber irgendwie war ich noch nicht reif für mehr (Whisky). Das hat sich mittlerweile geändert, wie man hier ja ganz gut sehen kann. Meine Favoriten kommen auch mittlerweile anderswo her (obwohl ich den Inseln treu geblieben bin), aber eine gewisse Verbundenheit zu Talisker ist geblieben: irgendeine Flasche steht eigentlich immer im Regal. Der 10-jährige ist heute dem Storm gewichen (ich sollte die beiden mal unmittelbar gegeneinander probieren, bevor es den 10-jährigen nicht mehr gibt), und beim letzten Abend der offenen Flaschen lernte ich den Talisker Dark Storm kennen.
Ich kam eigentlich mit einem ganz anderen Tropfen vom "Buffet", als sich zwei Bekannte angeregt unterhielten. Der Whisky im Glas des einen hatte die Bewunderung des anderen erlangt, und ich sollte meine Nase ebenfalls in das Glas halten. Meine Reaktion: "Oh, ein Talisker." - und ich sah mich zwei entgeisterten Gesichtern gegenüber. Es ist ja ganz nett, mal jemanden mit seinem Fachwissen zu überraschen, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich daran keinen sooo großen Anteil hatte: der typische Holzrauch des Talisker war wirklich nicht zu überriechen.
Nicht lange danach durfte ich dann eine Flasche des guten Tropfens (1l, weil Duty Free) in meinem Regal begrüßen, und neulich war er dann auch im Glas.
Der Dark Storm kommt mit 45,8% daher, also nur ganz leicht abweichend von den in lezter Zeit sehr beliebten 46%. Mich würde interessieren, ob es sich um eine geschmackliche Entscheidung oder um eine Marketingmaßnahme handelt. (Mein Tipp: letzteres.) Altersangabe gibt es keine. Die Farbe ist zwar hübsch dunkel, aber das dürfte seiner Lagerzeit in "charred casks" (also innen angekohlten Fässern, das ist schon mehr als das weit verbreitete "toasten") zuzuschreiben sein. Bei "Massenware" (und dazu kann man eine Abfüllung für den Duty Free Markt durchaus zählen) kann man zwar meist auch ein Färbung mit Zuckerkulör vermuten, aber auf der Flasche steht nichts davon. Dann darf eigentlich auch keine künstliche Farbe drin sein.
Colour: M10 (Hennarot)
Nose: Der allererste Geruchseindruck ist recht scharf und auch alkoholisch. Wenn sich diese Intensität verzogen hat, bleibt eine Komposition aus Früchten (dunkle Früchte, rote Johannisbeere), Gewürzen (Pfeffer, süßer Paprika, Hähnchenwürzsalz) und etwas wie geschmolzener Butter, leicht streng und etwas beißend. Dabei hatte ich nicht etwa das Gefühl, meine Nase über einen Grill zu halten, es waren eher Assoziationen und Bilder, die in meinem Kopf auftauchten.
Taste: Im Mund wird es dann klassischer. Die Gewürznoten gehen zurück, süßere Noten gewinnen die Oberhand. Die dunklen (sauren) Früchte sind noch da und verbinden sich mit Rauch, Torf und herbem Rum. Dann ist noch das das Gefühl auf der Zunge zu erwähnen, abseits der Geschmacksoten. Hier ist der Whisky (Holzrauch) weich, sahnig, und schokoladig. Wie gesagt, nicht als Geschmacksnoten, sondern wie sich der Whisky auf der Zunge anfühlt.
Finish: Der Abgang ist mittellang, und hier übernehmen die fruchtigen Noten endgültig die Oberhand. Ungewöhnlich, dass im Abgang noch so deutliche Noten über das Wärmegefühl (und vielleicht Rauch) hinaus zu finden sind. Aber sehr gefällig.
Der Dark Storm ist ein kräftiger und stimmiger Whisky, liegt in der Qualität deutlich über seinem kleinen Bruder, dem Storm, und das Preis-Leistungs-Verhältnis (ich habe ihn im Rahmen einer Aktion recht günstig bekommen) machen ihn zu einem Kandidaten für einen festen Platz im Regal.
Wertung:
Zur Destillerie gehts hier: Talisker