Cadenheads Islay Blended Malt
Cadenheads ist einer der größten unabhängigen Abfüller. Der Shop in Köln vertreibt zwar auch viele Destillerieprodukte, aber der Schwerpunkt liegt wohl auf den eigenen Abfüllungen. Den Eindruck hatte ich jedenfalls, als ich letzten Sommer dort vorbeischaute: eine ganze Wand des Ladengeschäfts war bis unter die Decke ausschließlich den typischen Cadenheads-Flaschen vorbehalten: gedrungene, quadratische Form, verpackt in Pappschachteln, die die Frontseite der Flaschenfront freilassen.
Aber Cadenheads hat noch mehr zu bieten. In einer Ecke des Ladens standen ein paar Fässer, und daneben leere Flaschen verschiedener Größe. Hier konnte man selbst abfüllen. Und eines der Fässer, auf dem etwas von Islay Blended Malt stand, fand ich interessant genug, um einen Versuch zu wagen. Der freundliche Verkäufer erklärte mir, dass es sich um einen Blend handele, der von Cadenheads (also dem Mutterhaus in Schottland) aus vier verschiedenen Islay-Malts selbst hergestellt wird. Die genaue Zusammensetzung ist offiziell nicht bekannt, aber den einen oder anderen Hinweis können die Verkäufer wohl unter der Hand bekommen, wenn mal jemand aus Schottland da ist. Ich habe vergessen, was man mir in Köln erzählt hat. Mein Tipp (dem eine Mischung aus den Geschmacksnoten und Spekulationen der Art "Wer käme denn preislich in Frage?" zugrunde liegt): Ardbeg, Laphroaig, Caol Ila und Bowmore. Warum das zumindest an den Geschmacksnoten nur schwer auszumachen ist dazu komme ich am Ende des Artikels.
Jedenfalls verließ ich den Laden mit einer Flasche aus diesem Fass, das mit 57,8% auch nicht zu den Leichtgewichten zählt. Eine Altersangabe gibt es bei so einem Tropfen natürlich nicht. Neulich nun hatte ich ihn im Glas und ein Tastingsheet vor mir.
Colour: M1 (Pastellgold)
Nose: In der Nase ist der Whisky schon recht kraftvoll, was bei der Stärke ja auch nicht wirklich verwunderlich ist. Er ist allerdings nur leicht rauchig, deutlich weniger als erwartet. Ich rieche außerdem geröstetes Getreide, Birne, Holz und Harz. Außerdem riecht er ganz leicht medizinisch.
Taste: Wasser scheint der Blend nicht zu brauchen, auch unverdünnt schmeckt er eher weich. Was nicht heißt, dass er nicht kraftvoll und rauchig wäre. Aber auch süße und fruchtige Noten sind da: Birne, Beeren, und irgendwo etwas von Veilchen. Insgesamt fand ich den Whisky recht einfach gestrickt, wenn auch angenehm robust und kräftig.
Finish: Das Finish ist lang und warm. Das hatte ich nach dem zuvor Gesagten gar nicht erwartet, aber ich habe es als angenehme Überraschung verbucht.
Am Ende hinterlässt der Islay Blended Malt einen zwiespältigen Eindruck. Er hat mir schon gut geschmeckt, aber es ist nur wenig von den "Zutaten" herauszuschmecken. Vielleicht ist das im Sinne einer Gesamtkomposition sogar beabsichtigt, aber ich hätte mir bei den großen Namen (und dabei ist es völlig irrelevant, ob ich richtig getippt habe) schon etwas mehr Eigenständigkeit der Komponenten erhofft. Vielleicht stammt der leicht medizinische Geruch von Laphroaig (wenn er denn drin ist), aber andere "alte Bekannte" habe ich in der Nase und auf der Zunge nicht wiedergefunden.
Nichtsdestotrotz ist er kein "Regalhüter" in meiner Sammlung.
Wertung:
Zum Abfüller gehts hier: Cadenheads