Alle text Artikel.

×

Ardbeg Perpetuum, Distillery Release

Ardbeg Perpetuum

Nachdem ich den Ardbeg Perpetuum Distillery Release, die Jubiläumsabfüllung zum 200. Geburtstag der Destillerie, schon zweimal gekostet und erwähnt habe (einmal bei der Distillery Tour, einmal beim Private Tasting), wurde es nun doch mal Zeit, ihn in Ruhe zu Hause zu kosten und das Erlebnis hier zu beschreiben.

Den Ardbeg Perpetuum gibt es in zwei Versionen. In meiner Flasche ist die Distillery Edition, die es nur in sehr begrenzter Auflage direkt in der Destillerie zu kaufen gab. Und weil wir genau während des Feis Ile 2015 dort waren, konnten wir eine dieser seltenen Flaschen erstehen.

Der Whisky kommt ohne Altersangabe daher und bietet mit 49,2% ein bischen mehr als marktübliche Stärke. In dem mitgelieferten Booklet steht ein Hinweis, der darauf schließen lässt, dass Teile der Komposition aus Sherryfässern stammt. Sehr viel kann das allerdings nicht sei, denn die Farbe ist doch recht hell. Mal sehen, ob die Verkostung anderes ergibt.

Nose: Der Geruch ist sehr intensiv, schon wenn das Glas auf dem Tisch steht, macht er sich deutlich bemerkbar. Es finden sich Torf und Rauch, Medizin, Seetang und ein paar Hafendüfte. Bis auf vielleicht letzteres nichts wirklich überraschendes für einen Ardbeg. Was nicht heißt, das er langweilig wäre, ganz im Gegenteil. Von dieser Duftkomposition kann ich nicht genug bekommen.

Taste: Auch auf der Zunge gibt sich der Ardbeg sehr intensiv. Rauch und Torf kennen wir von der Zunge, Teer, Holz und ein bischen dunkle Schokolade kommen neu dazu.

Finish: Das Finish ist sehr (, sehr, sehr) lang. Erst nach gefühlten Minuten lässt der würzige, rauchige und leicht teerige Geschmack im Hals nach. Davon hat man wirklich lange etwas.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Ardbeg

Ledaig 2004

Ledaig

Mull ist eine landschaftlich wunderschöne Insel. Im Süden das Tal mit seiner Seenkette (Loch Sguabain, Loch an Ellen, Loch Airdeglais), in der Mitte Loch Na Keal mit der kleinen Insel Eorsa, dazwischen Loch Scridain. Im Nordwesten der geradezu karibische Strand der Calgary Bay (von hier aus brachen übrigens die Auswanderer auf, die ihre neue Heimat in Kanada nach der alten benannten - Calgary), und kurz unterhalb der Nordspitze der pittoreske Hauptort Tobermory. Ich kannte und mochte die Insel schon, bevor mich die Begeisterung für Whisky packte, aber als mich dann das "Wasser der Lebens" zu interessieren begann, waren es andere Destillerien, die mich mehr interessierten als die kleine und, so schien es mir damals, unbedeutende Destillerie am Ortseingang von Tobermory.

Wie sich die Ansichten ändern können. Heute gehören die Whiskies von Mull zu meinen absoluten Lieblingen. Der ungetorfte Tobermory, und noch mehr der getorfte Ledaig mit seinem unnachahmlichen Aroma, das an Öl und würzigen Waldhonig erinnert. Als mir deshalb neulich der Newsletter eines Whiskyshops in die Mailbox flatterte und darin ein Ledaig 2004 aus der Signatory Cask Strength Collection angeboten wurde, konnte ich nicht widerstehen, und schon am nächsten Tag lag er in der Packstation.

Der gute Tropfen hat die Bezeichnung "Cask Strength" wahrhaftig verdient, besteht er doch zu satten 62,3% aus Alkohol. Darüber hinaus stammt er aus einem einzelnen Fass (Fass #900177, wir haben Flasche 259/599), und nach der Aufschrift "matured in a 1st fill Sherry Butt" durfte er seine 10 Jahre (destilliert: 24.11.2004, abgefüllt: 09.06.2015) in diesem Sherryfass verbringen. Und das sieht man ihm auch an. Er ist von tief dunkler Farbe mit einem leichten rötlichen Einschlag. So vielversprechend, wie man es sich nur wünschen kann.

Nose: Die Geruchsnoten sind sehr intensiv, der sonst für Ledaig typische ölige Geruch ist aber dabei recht zurückhaltend. Dafür steigt viel Sherry aus dem Glas in die Nase, dazu geröstete Erdnüsse und frische Früchte.

Taste: Hier finden wir uns schon eher in der typischen Ledaig-Welt. Es gibt Holz, Rauch und Sherry bei einer gehörigen Schärfe zu schmecken. Merkwürdigerweise meine ich auch Vanille entdeckt zu haben, was nicht so ganz zur vollständigen Sherryfassreifung passt. Später intensiviert sich der Rauch noch spürbar.

Finish: Das Finish ist warm und lang, und erneut hat er viel Schärfe zu bieten. Das ist allerdings nicht die erwartbare Alkoholschärfe, sondern erinnert eher an pikante Gewürze und vor allem Pfeffer.

mit Wasser: Gönnt man dem Ledaig ein paar Tropfen Wasser, wird er weicher und luftiger. Das Holz bleibt, und die ölige Ledaig-Note kommt durch. Insgesamt gewinnt der Whisky durch das Wasser deutlich, aber es ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, das Wasser erst "zur Halbzeit" hinzuzufügen und beide Seiten dieses hervorragenden Tropfens zu genießen.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Tobermory

Private Tasting, Juli 2015

Tasting

So richtig Spaß macht Whisky ja erst, wenn man ihn mit anderen gemeinsam genießt, sich über den Whisky austauscht, von gemeinsamen oder unterschiedlichen Erfahrungen erzählt, verblüfft feststellt, dass man völlig unterschiedliche Wahrnehmungen von demselben Whisky hat, oder gleiche Wahrnehmungen - mit derselben Verblüffung.

Wir waren zu einem meiner Kollegen eingeladen, mit dem wir das Hobby "Whisky" teilen. In seinem Freundeskreis gab es schon länger die Tradition, private Tastings zu machen - jeder bringt irgendetwas mit - und diesmal sollten wir mit von der Partie sein. Wir waren acht Personen und hatten neun Whiskies zu kosten. Und die Bandbreite hätte kaum größer sein können: Schweiz, Deutschland und Schottland, mit und ohne Torf, Fassstärke und massenmarkttaugliche Stärke, Malt und Grain. Natürlich ist es bei der großen Anzahl der Whiskies kaum möglich, sich ausführliche Notizen zu machen. Ich habe mein Bestes getan:

Es ging los mit einem deutschen Whisky, dem Fading Hill 4,5 yrs mit 45,4% von der Birkenhof Brennerei Nistertal, destilliert im Juli 2009, abgefüllt am 07.03.2014. Seine 4,5 Jahre durfte er in einem Rotweinfass (Pinot Noir) von der Ahr reifen, und man hat ihn nicht gefärbt. Wir hatten die Flasche Nummer 800/1100 aus den Fässern 42 und 44.

  • Nose: scharf, erinnert an Cognac
  • Taste: immer noch recht scharf, fruchtig, erinnert jetzt an Grappa, vielleicht auch ein bischen an Obstler
  • Finish: kurz, rauh, scharf, hier kommt geschmacklich der Whisky durch
  • Wertung:

Als nächstes war der Auchentoshan Ltd. Edition 11 years old mit 58% an der Reihe. Ich habe zwar nichts davon auf der Flasche gelesen, aber man darf hier wohl von Fassstärke ausgehen. Die 11 Jahre seit seiner Destillation in 1999 hat er in einem Bordeaux-Fass verbracht.

  • Nose: intensiv, fruchtig, deutlich nach Rotwein
  • Taste: sehr weich und luftig, mit Holznoten
  • Finish: weich und kurz, wieder mit Rotweingeschmack
  • mit Wasser: nochmal deutlich weicher
  • Wertung:

Jetzt kommen wir zu einer Besonderheit, nämlich einem Grain Whisky. Dass es außer den Malts auch noch andere Arten von Whisky gibt, vergisst man vor lauter Malt-Superstars schon mal leicht. Dabei hat der Scottish Grain der North British Distillery, eine Cadenhead-Abfüllung (19 Jahre, 59,9%, oak matured) das überhaupt nicht verdient.

  • Nose: frisch und etwas getreidig, viele Rosinen
  • Taste: süß, frisch, wieder die Rosinen, erinnert an Rum
  • Finish: kurz und süß
  • Wertung:

Nun wurde es endgültig weich. Im Glas hatten wir einen Glenrothes Robur Reserve ohne Altersangabe mit 40%.

  • Nose: viel Alkohol, dennoch weich, Rosinen
  • Taste: sehr mild, Trockenfrüchte
  • Finish: kurz, mild, neutral
  • Wertung:

Die beiden nächsten Whiskies lasse ich aus, was die Notes angeht. Das waren unsere Beiträge, und beide sind schon an anderer Stelle auf Drambo beschrieben. Aber genannt seien sie:

  • The Balvenie, 14 yrs, Carribean Cask mit 43%, Finish in Rumfässern
  • Tobermory 15 yrs mit 46,3%, Finish in Gonzales Byass Oloroso Fässern

Weiter ging es mit einem Miltonduff 1995, 18 yrs mit 46%, destilliert am 23.02.1995, abgefüllt am 17.01.2014, matured in Bourbon Barrels. Wir hatten Flassch Nummer 130/594 aus den Fässern 4120 und 4121. Das Ganze war eine Signatory-Abfüllung aus der Un-Chillfiltered Collection.

  • Nose: weich, Holz, Vanille, Gras, Heu, Obst, Birne
  • Taste: weich, Banane, Holz
  • Finish: kurz, weich, brennt aber auch mal kurz
  • mit Wasser: deutlich luftiger und noch weicher
  • Wertung:

Nicht jeder Whisky, der von einem unabhängigen Abfüller auf den Markt gebracht wird, darf beim Namen genannt werden. Der nächste, den wir im Glas hatten, war so einer. Anstatt Fantasienamen zu verwenden, gibt Signatory einfach an, dass es sich um einen Islay Single Malt Scotch Whisky mit 40% handelt. Obwohl er in der Vintage-Serie aufgelegt wird, ist er nur fünf Jahre alt.

  • Nose: Torf und Tang! Erinnert mich an Bruichladdich, es wurde aber auch Lagavulin getippt.
  • Taste: Torf, Moor
  • Finish: mittellang und weich, außerdem wieder Torf
  • Wertung:

Den nächsten Whisky lasse ich wieder aus, weil wir den selbst mitgebracht haben. Es war der Ardbeg Perpetuum Distillery Edition mit 49,2%. Der ist auf Drambo bisher nur kurz beschrieben, aber da kommt irgendwann natürlich nochmal eine ausführliche Beschreibung.

Nach neun Whiskies sollte man annehmen, dass es genug für den Abend sei. Dem kann ich auch nicht widersprechen, aber es stand noch eine Behauptung unseres Gastgebers im Raum, dass er zwei Whiskies habe, die mir garantiert nicht schmecken würden. Falls doch, dürfe ich die Flaschen gerne mitnehmen. Um es vorwegzunehmen: er behielt Recht - und die Flaschen.

Der erste dieser beiden "Untrinkbaren" war ein Schweizer: der Säntis Malt, Edition Dreifaltigkeit mit 52%, ohne Altersangabe und gereift in einem alten Bierfass aus Eiche. Andere Säntis sollen ja wirklich gut sein, aber der hier geht gar nicht.

  • Nose: kaltes Holzfeuer
  • Taste: viel Räucherschinken
  • Wertung:

Der zweite war ein Fettercairn 16 yrs aus der Signatory Cask Strength Collection, destilliert am 22.03.1995, abgefüllt am 07.07.2011, mit 59,9% und gereift in Bourbon Barrels. Auf dem Tisch stand Flasche Nummer 201/368 aus den Fässern 405 und 406. Eigentlich eine Herkunft, die über jeden Zweifel erhaben sein sollte, aber manchmal klappt es eben wohl auch mal nicht. Der Whisky schmeckt scharf und ... ja, wie eigentlich? Einfach nur fies.

  • Wertung:

Trotz der beiden letzten Whiskies, sie ich nun wirklich nicht nochmal trinken möchte, war das Tasting ein gelungener Abend, der - mit anderen Whiskies - definitiv nach einer Wiederholung verlangt.

Bunnahabhain 12 yrs

Bunnahabhain

Bunnahabhain gilt als "der etwas andere Islay". In dieser Destillerie verzichtet man fast völlig auf Torf. Die eine oder andere getorfte - manchmal auch stark getorfte - Abfüllung gibt es zwar, aber das bleibt bewusst die Ausnahme.

Nachdem wir, teilweise sogar beim direkten Destilleriebesuch, schon viele andere Islay-Whiskies kennengelernt hatten, sollte es nun auch einmal ein klassischer Bunnahabhain sein. Zumal zwei unserer Mitreisenden große Freunde dieser Destillerie sind und ihn uns dringend ans Herz gelegt hatten. Der 18-jährige, eigentlich ihr Favorit, war mir dann doch noch etwas zu teuer für einen ersten Versuch. Stattdessen kam mir ein Bunnahabhain 12 yrs mit 46,3%, nicht chillfiltered und nicht gefärbt, ins Haus (und ins Glas).

Nose: Ein ganz weicher und süßer Geruch zieht in die Nase und bringt Honig, Kräuter und Banane mit sich.

Taste: Auch der Geschmack ist weich, hat kaum Schärfe. Dafür schmeckt er süß, nach Kräutern und Gewürzen, Nüssen und Rosinen. Fast wie Weihnachten ...

Finish: Im Finish ist er immer noch süß. Der Abgang fließt mittellang, weich und mäßig warm, dafür sehr angenehm durch den Hals.

Alles in allem: keiner der komplexesten Tropfen, aber sehr lecker. Und der 12-jährige macht durchaus Lust auf mehr. Die nächsten Tipps gehen in Richtung des 18-jährigen und des Toiteach. Man abwarten, was passiert, wenn mal wieder ein Stellplatz im Regal frei wird. Das kann allerdings noch eine Weile dauern. Immerhin trinkt sich so eine Whiskyflasche ja nicht so schnell leer wie Sprudelwasser ...

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Bunnahabhain

Port Charlotte, Islay Barley

Port Charlotte

Port Charlotte ist ein kleiner Ort auf Islay, der nur einige Meilen südlich der Destillerie Bruichladdich liegt. Hier stand ebenfalls einmal eine Destillerie, oder besser: einige der Gebäude stehen noch, und die Gerüchte, dass Bruichladdich diese Destillerie wiedereröffnen möchte, halten sich hartnäckig.

Solange das noch nicht geschehen ist, benutzt Bruichladdich den Namen Pot Charlotte für einige der in der eigenen Destillerie hergestellten Whiskies. Und zwar für die mittlere Serie, die sich aber auch schon "heavily peated" nennt.

Ich hatte einen Port Charlotte, Islay Barley mit 50% im Glas. Bruichladdich gibt kein Alter an, wohl aber, dass der Whisky weder kaltgefiltert noch gefärbt wurde. Die Farbe ist recht hell, vermutlich wurde der Whisky nur in Bourbon-Fässern gelagert

Nose: Der Port Charlotte riecht ölig und medizinisch, auch leicht nach Lösungsmittel. Außerdem erinnert er an "NicNacs" (das sind Erdnüsse in Teighülle) und ein bischen nach Räucherschinken. Die klassischen Noten wie Holz, Salz und Rauch dürfen natürlich auch nicht fehlen. Tun sie auch nicht.

Taste: Im Mund setzen sich die Eindrücke der Nase im wesentlichen fort. Holz, Medizin und Noten von Geräuchertem sind zu finden. Außerdem drängt sich der Geschmack von feuchter Erde auf.

Finish: Das Finish ist kurz und heftig, vergeht schnell, hinterlässt aber den Alkohol auf der Zunge.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Bruichladdich

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

© 2015 - 2025 Drambo.