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Edradour 2004 yrs (Signatory Un-Chillfiltered Collection)

Whisky

"Edradour ist die kleinste Destillerie Schottlands." Diese Aussage hat vermutlich jeder schon mal gehört, der sich mit Malt Whisky beschäftigt. Aber wie das mit Aussagen so ist, die jeder kennt: meistens stimmen sie nicht. Und das geht auch dieser hier nicht besser: das Malt Whisky Yearbook 2015 listet mit Wolfburn, Ballindalloch, Daftmill, Strathearn und Abhainn Dearg gleich fünf Destillerien auf, die kleiner sind. Abhainn Dearg darf im Moment für sich in Anspruch nehmen, die kleinste Destillerie Schottlands zu sein. Aber ich nehme an, auch die wird noch unterboten. Immerhin bleibt sie die erste Destillerie der äußeren Hebriden - jedenfalls seit 1840, als Stornoway geschlossen wurde. Und Edradour bleibt natürlich die "erste kleinste Destillerie", worauf wir uns beim letzten Tasting geeinigt haben.

Bei diesem Tasting gab es einen Edradour 2004 - 10 yrs, dest. 29.09.2004, bott. 14.11.2014, 46%, Fass 374, Flasche 13/907 zu kosten.

Nose: Im allerersten Moment hatte ich die Assoziation "türkischer Lebensmittelladen" (meine Frau meinte, Kräutersalami identifiziert zu haben) bzw. die typische Mischung von Gerüchen, die einem dort begegnet. Das verschwand aber sehr schnell und machte einer schon eher typischen Gewürzsammlung mit insbesondere Honig und Zimt Platz.

Taste: Ebenfalls nicht untypisch für einen Edradour ist der süße Geschmack. Hier herrschten wiederum Gewürze, aber vor allem Holz vor. Auffallen war, wie intensiv und vollständig er sich im Mundraum verteilte.

Finish: Offenbar hatte er sein Pulver im Mund schon verschossen, denn der Abgang war kurz und unspektakulär. Das änderte sich auch nicht , als ich mal einen Schluck etwas beherzter und ohne die übliche Verweildauer im Mund schluckte. Einfach nichts los im Hals. Nun ja.

Insgesamt kein schlechter Whisky, aber auch keiner, nach dem ich jetzt intensiv suchen würde.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Edradour

Glen Ord 1997 (Signatory Cask Strength Collection)

Whisky

Glen Ord kann man getrost als die große (produzierte 11 Mio Liter reinen Alkohol in 2014) Unbekannte unter den schottischen Destillerien bezeichnen. Neben dem bekannten Platzhirsch Glenfiddich (14 Mio) gibt es zwar noch zwei weitere Destillerien (Roseisle, 12,5 Mio und Ailsa Bay, 12 Mio), die größer sind, aber deren Kapazitäten gehen ganz überwiegend in die Blend-Produktion. Außerdem sind sie recht jung (beide aus dem 21. Jahrhundert), so dass sie für den Single Malt Markt eher keine Rolle spielen.

Glen Ord dagegen hat man immerhin vielleicht schon mal gehört. Mir ging das jedenfalls so, auch wenn ich noch nie eine Flasche gesehen oder gar einen dortigen Whisky probiert hatte. Nun ja, auch Glen Ord verarbeitet oder verkauft 85% seiner Produktion in Blended Whiskies. Unter dem wenigen jedoch, was als Single Malt in die Flasche findet, gibt es definitiv Beachtliches. Das liegt zum Teil an den unabhängigen Abfüllern, die Fässer kaufen, lagern und selbst abfüllen. Wenn der Abfüller groß genug ist, sich (bei den Destillerien) einen guten Namen zu machen, dann bekommt er auch nicht die schlechtesten Fässer, und was Signatory aus seinen Lagerbeständen macht, dass ist aller Ehren Wert.

Für und gab es einen Glen Ord 1997 - 17 yrs, dest. 30.04.1997, bott. 28.10.2014, 57,8%, Matured in a Hogshead aus Sigatory's Cask Strength Collection.

Nose: Der erste Eindruck ließ so gar nicht an Whisky denken: Fisch! Kein frischer Fisch allerdings, eher Stockfisch, wie man ihn von Madeira kennt, der ja auch durchaus ... nun, äh ... vielseitig im Geruch ist. Der Whisky besann sich dann glücklicherweise bald eines besseren und präsentierte uns intensives Heuaroma sowie ein paar Walnüsse.

Taste: Wow! Der war stark. Warm und würzig, mit viel Holz und pfeffriger Schärfe.

Finish: Und der Abgang hat nochmal einiges aus dem Mund mitgenommen. Man schmeckt den Whisky noch lange, und die beste Beschreibung ist "pikant". Die Schärfe ist etwas zurückgegangen, aber die geschmacklichen Reize der Gewürze kommen gut zur Geltung. Übrigens auch in der Atemluft.

Der Whisky gewinnt übrigens deutlich an Vielfalt durch Wasser. Und zwar durch viel Wasser. Nicht nur ein paar Tropfen fallen lassen, es lohnt sich, die Pipette mal richtig durchzudrücken. Wie beim Finish: die Schärfe nimmt ab, die Gewürze zeigen, was sie können.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Glen Ord

Highland Park 1999 (Signatory Un-Chillfiltered Collection)

Whisky

Whiskies aus der Highland Park Destillerie sind in der Regel für ihre Sherrynoten bekannt, auch dunkle Schokolade kommt vor. Aber auch das gibt es. Wir hatten einen Highland Park 1999 - 15 yrs, dest. 15.10.1999, bott. 13.01.2015, 46%, Fass 800166, Flasche180/284, Matured in Bourbon Barrel, "Specially Selected for German Single Malt Whisky Fans 2015 #2"

Nose: fruchtig, insbesondere Ananas und Aprikose waren zu riechen, ein wenig auch Zitrusfrüchte. Später entwickelten sich die typischen Bourbonvertreter wie Vanille und vor allem Holz, womit sich der Charakter des Whiskies deutlich änderte.

Taste: Im Gegensatz zum fruchtigen Geruch gab sich der Whisky auf der Zunge eher rauchig und trocken. Auch Salz war deutlich zu schmecken. Ob auch Banane eine Rolle spielte, darüber gingen die Meinungen auseinander. Ich glaube, eine Spur davon entdeckt zu haben.

Finish: Hier hat sich ein bischen Salz von der Zunge bis in den Hals gerettet, darüber hinaus war der Abgang schön weich und nicht sehr lang.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Highland Park

Lagavulin 16 yrs

Whisky

Was man beim Whisky schätzt, macht vielen Menschen bei sich selbst eher Sorgen: das Alter. Aber trotz aller Sorgen hat es noch niemand geschafft, sich dagegen zu wehren. Nicht dass ich es je versucht hätte - ich genieße es lieber, mit dem Alter Erfahrungen und Erinnerungen zu sammeln. Kürzlich löste ich bei meiner Frau den Geburtstagsgutschein aus dem letzten Jahr ein: ein Essen in der Lodge, einem der besten Steakhouses der Umgebung. Nach dem exzellenten Essen wurde der Barwagen vorgefahren, und ich suchte mir aus einer erklecklichen Anzahl reizvoller Whiskies einen Lagavulin 16 yrs mit 43% aus. Da nicht mehr viel in der Flasche war, war man so großzügig, sie komplett zu leeren. Mein Glas - ein Glencairn-Glas - wurde dann schon fast zu voll, um den Geruch richtig wahrzunehmen.

Nose: ölig vom Torf, nur wenig Rauch, fruchtig, nach Weinbergpfirsich, ganz leichtes Bananenaroma (unser Lagavulin-Trauma?). Später wird der Whisky in der Nase immer süßer, Holz- und Karamellnoten kommen durch, der Alkoholeindruck lässt nach.

Taste: Der Geschmack beginnt sehr fruchtig, um nach einigen Sekunden plötzlich einem intensiven Rauch Platz zu machen, auch leicht ölige Elemente sind da. Im "trockenen" Mund (beim ausatmen) kommen später wieder Holz und Karamell, aber nur wenig Süße.

Finish: warm, relativ kurz, rauchig.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Lagavulin

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