Alle Artikel zu Whisky.

×

Highland Park 18 yrs

Highland Park

Der Balkon unserer Wohnung zeigt zwar nicht genau nach Süden, ist aber so ausgerichtet, dass die Sonne im Laufe des Nachmittags um die Hausecke schaut und den Balkon bis zum Sonnenuntergang bescheint. Bei der derzeitigen Hitzewelle heißt das für uns in der Regel, die Rollläden herunterzulassen und zu warten, bis die Temperaturen draußen wieder unter die Innentemperatur fallen, so dass man lüften kann.

Gestern nun war einer der seltenen Tage, an denen die Sonne sich gnädig zeigte und schon im Verlaufe des früheren Abends die Temperaturen einen Aufenthalt auf dem Balkon erlaubte. Da wurde natürlich gerne auf den Fernseher verzichtet. Stattdessen saßen wir bei Kerzenlicht und Citronella (gegen die Mücken) draußen und genossen die frische Luft. Dazu hatte ich mir einen Highland Park 18 yrs mit 43% gegönnt. Die Flasche steht schon länger in meinem Regal, aber ich hatte ihn noch nicht für Drambo verkostet, und ein lauer Sommerabend ist wie geschaffen dafür.

Nose: Hier gibts viel für den Liebhaber von Süßigkeiten zu riechen. Dunkle Schokolade, Fudge, Toffee und ein wenig Vanille lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen, dazu kommen leichte Noten von Holz und ein wenig Rauch.

Taste: Auch auf der Zunge herrscht die Schokolade vor. Die anderen süßen Noten verschwinden aber zugunsten verschiedener Gewürze, die sehr gut zu der Schokolade passen. Auch ein Anklang an Holz ist wieder da. Der Körper ist luftig und weich.

Finish: Auch das Finish ist angenehm weich und warm. Es ist zumindest im Hals und auf dem Gaumen gar nicht sehr lang, hält sich aber eine ganze Weile in der Atemluft, was ich immer sehr gerne mag.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Highland Park

Glenmorangie Quinta Ruban

Glenmorangie

Wie man an vielen Artikeln hier auf Drambo sehen kann, schlägt mein Herz (oder sollte ich sagen: meine Zunge?) vornehmlich für die rauchigen Whiskies von den Inseln der schottischen Westküste: Islay, Jura, Skye und ganz besonders Mull. Und besonders delikat wird der Rauch dann, wenn der Whisky noch allerlei Geschmacksnoten von Fässern mitbekommen hat, in denen zuvor schon etwas anderes gelegen hat (was in der Regel auch lecker schmeckt), wie Sherry, Rotwein, Weißwein oder auch mal ein Portwein.

Nun kann man nicht jeden Abend immer nur die Lieblingswhiskies trinken, finde ich. Zum einen sind die (jedenfalls bei mir) dann doch recht heftig, was Alkoholgehalt, Torfrauch und Komplexität angeht. Zum anderen stumpft man dann auch ab für die Besonderheit des Tropfens. Und noch einen dritten Grund gibt es: es könnte ja noch andere gute Tropfen zu entdecken geben ...

Einen solchen hatte ich kürzlich im Glas: den Glenmorangie Quinta Ruban, 12 Jahre alt und 46% stark, nicht kühlgefiltert. Die Hauptzeit hat er in Bourbon Casks gelegen, das Finish hat er aber in Ruby Port Fässern bekommen. Das sieht man ihm auch an. Nun ja, vielleicht nicht den Port, aber dass er von einem "dunklen" Fass noch etwas mitgenommen hat, ist auf den ersten Blick klar. Der Whisky ist dunkel mit einem leichten Stich ins Rötliche. Er erinnert mich optisch sehr an Cognac.

Nose: In der Nase ist er aber ein echter Whisky. Frisch und alkoholisch, viel Sherry und Rosinen. Holz und Vanille aus den Bourbonfässern kommen nicht so stark durch, runden das Geruchserlebnis aber ab.

Und natürlich bin ich in die offensichtliche Falle getappt. Mit Sherry hatte der Gute ja nun gerade nichts zu tun, sondern mit Portwein. Aber das ist dann doch etwas seltener, da greift man dann schon mal zum üblicheren Begriff ...

Taste: Der Geschmack ist sehr (sehr) weich, man glaubt kaum, dass man ein alkoholisches Getränk vor sich hat. OK, das gibt sich dann spätestens beim zweiten Schluck, aber die Weichheit des ersten Eindruckes ist schon beeindruckend. Rosinen und Holz sind auch hier zu schmecken, die Noten vom Portwein lassen sich etwas bitten. Später sind sie aber dann deutlich zu schmecken.

Finish: Der Abgang ist mittellang, fast mehr, als ich nach dem weichen Einstieg erwartet hatte. Der Hals bekommt eine sanfte Wärme ab, und was bleibt, ist ein Nachhall von Portwein.

Wertung:

An meine Favoriten kann der Quinta Ruban bei weitem nicht heranreichen. Aber er ist ein sehr runder und in sich stimmiger Whisky, dem man technisch - wenn der Begriff denn passt - überhaupt nichts vorwerfen kann. Ich freue mich, ihn im Regal zu haben, und ich werde ihn sicher nicht nur für weniger torfbesessene Gäste (und meine Frau!) aufheben, sondern ihn bei Gelegenheit durchaus selbst trinken - und genießen.

Zur Destillerie gehts hier: Glenmorangie

Auchentoshan 15 yrs - Cadenhead Small Batch

Auchentoshan

Bei einem Besuch in Köln traf ich einen alten Freund (von dem in einem späteren Beitrag noch zu reden sein wird) und schaute auch in Cadenheads Dependance vorbei - dem ersten (aber nicht mehr einzigen) Shop des unabhängigen Abfüllers außerhalb britischer Grenzen. Ich bin seit langer Zeit auf dem Newsletterverteiler, und diesmal sollte der Besuch - endlich einmal - nicht nur schriftlich sein.

Auch wenn Cadenheads durchaus mit Destillerieabfüllungen handelt, sind doch die unabhängigen Flaschen die interessanteren, bekommt man sie doch hier sozusagen von der Quelle. Im Laden ist eine ganze Wand der Räumlichkeiten für die hauseigenen Flaschen reserviert, und auf den ersten Blick sehen alle gleich aus. Die Unterschiede zeigen sich erst beim Blick auf die Etiketten (und die Farbe natürlich).

Ich war auf der Suche nach einem weichen Whisky ohne Torf, mit dem ich meiner Frau einen Gefallen tun könnte. Nicht dass sie einen guten Islay-Whisky verschmähen würde, aber die weicheren, süßlichen Geschmäcker sind ihr dann doch lieber.

Ich fand einen Auchentoshan, der 15 Jahre in einem Eichenfass gelegen hat, bevor er speziell für den europäischen Markt abgefüllt wurde. "Exklusiv" kann man wohl nicht sagen, denn ich hätte auch das "speziell für den japanischen Markt" abgefüllte Pendant haben können (die Tasting Notes schienen mir aber nicht so verlockend), da müsste es ja mit dem Teufel zugehen, wenn nicht auch ein paar "Europäer" ihren Weg in den japanischen Markt gefunden hätten.

Mit 56,9% und damit Fassstärke ist der Whisky auch durchaus für Erwachsene. Und auch wenn Fassstärke nicht zwingend mit Schärfe gleichzusetzen ist und meine Frau auch solche Tropfen schon sehr genossen hat, habe ich ihren Geschmack mit diesem Whisky wohl eher nicht getroffen. Meinen übrigens auch nicht ...

Farbe: Der Whisky ist - wie aus einem Eichenfass nicht anders zu erwarten - hell. Ungewöhnlich ist der gelbliche Ton, fast wie Messing, der mich ein bischen an Medizin erinnert.

Nose: In der Nase finde ich viel Frische, dazu Holz, ein bischen Lösungsmittel, auch den reinen Alkohol. Später kommen exotische Gewürze und Zitrusfrüchte hinzu, wenn auch nur leicht.

Taste: Hier wirds scharf! Das Holz ist immer noch da, und irgendwo schleicht sich eine leicht bittere Note hinzu. Erst gegen Ende gibt er seinen Kampf auf und wird weich und sahnig. Dabei hinterlässt er einen spürbaren Belag auf der Zunge, eben so wie Sahne.

Finish: Das Finish ist kurz und unspektakulär, eigentlich erstaunlich für die Kraft, mit der er meine Zunge zuvor malträtiert hat. Dazu sind auch hier wieder ein paar bittere Noten, die mir so gar nicht gefallen wollen. Dabei kann ich das gar nicht mal dem Whisky anlassen, ich selbst bin halt kein Freund bitterer Geschmäcker.

Und mit Wasser? Wasser macht ihn leichter und luftiger, die Bitterkeit verschwindet, aber die Alkoholschärfe bleibt.

Wertung:

Vielleicht tue ich diesem Whisky mit nur zwei Sternen unrecht. Ein kräftiger Schluck "in den falschen Hals" hat mir zwischenzeitlich doch arg zu schaffen gemacht und das Erlebnis schon spürbar getrübt. Ich glaube, ich werde ihm bei Gelegenheit eine zweite Chance geben und dann besser auf meine Luftröhre achtgeben. Und ich werde wohl weiter nach einem passenden Tropfen für meine Frau suchen. Ein paar Kandidaten habe ich noch in der Pipeline. Demnächst mehr ...

Zur Destillerie gehts hier: Auchentoshan

Ledaig 10 yrs

Ledaig

Nachdem ich mittlerweile eine ganze Reihe unterschiedlicher Whiskies aus Tobermory probiert und genossen habe, darunter auch den alten Tobermory in der grünen Flasche, zu dem ich aber keine Notizen habe) und sich die Ledaigs immer wieder an meiner genusslichen Zungenspitze positioniert haben, wollte ich es einmal mit der getorften Standardabfüllung der Destillerie versuchen, dem Ledaig 10 yrs. Vielleicht wäre das ja ein Kandidat für einen "immer da" Whisky. Preisgünstig ist er, und wenn er ein paar der geschmacklichen Bonbons seiner großen Brüder mitbekommen hat, dann könnte man ... nun ja, wir werden sehen.

Der Ledaig 10 yrs hat mit 46,3% eine marktgängige Standardstärke, und ebenso entspricht es heutzutage dem Standard, dass er nicht kühlgefiltert wurde. Die Farbe ist blassgolden, recht intensiv für eine reine Bourbonlagerung, aber Sherry war da wohl nicht mit im Spiel. Das bestätigt auch die Beschreibung auf der Website der Destillerie (eine sehr schöne Website übrigens, nur dass der Shop noch im Aufbau ist).

Nose: Der erste Eindruck ist der von Frische. Die typische Ledaig-Note (ölig) und der für einen getorften Whisky zu erwartende Rauch sind vorhanden, nehmen sich aber deutlich zurück. Das macht Platz für Noten von Holz, Honig, Gewürzen und Salz.

Taste: Auf der Zunge wird der Rauch dann deutlicher, und auch ölig wird er ein bischen mehr. Die Frische aus der Nase schlägt ein wenig um in ätherische Leichtigkeit. Ich meine nicht diese alkoholische Luftigkeit, die man öfters mal findet und die ich auch gelegentlich schon bei anderen Whiskies erwähnt habe, sondern etwas mit mehr Gehalt und Aromen belegtes. Schwer zu beschreiben, aber leicht zu genießen. Darüber hinaus halten sich die Noten von Holz und Gewürze auch hier.

Finish: Das Finish ist ungewöhnlich. Kurz, aber warm, mit würzigem Aroma - soweit angenehm, aber nichts besonderes. Das Besondere kommt erst jetzt. Nachdem man eigentlich schon mit dem Schluck abgeschlossen hat, merkt man, dass dieses (sehr angenehme) würzige Aroma immer noch da ist. Und es hält sich auch noch eine ganze Weile in Mund und Hals, wenn das eigentliche Finish schon vorbei ist. So eine Art geschmacklicher Nachhall. Sehr ungewöhnlich. Sehr lecker.

Wertung:

Insgesamt kann der Ledaig 10 yrs - wie zu erwarten gewesen war - nicht ganz mit seinen großen Brüdern mithalten. Dazu wäre wohl schon noch ein Sherryfinish nötig gewesen. Dann aber wäre er, abgesehen von einem höheren Preis, auch schon wieder sehr mächtig und "nichts für jeden Tag". Genau das wollte ich ja nicht. Als Whisky, den man immer da haben kann und der auch nicht so schwergewichtig ist, dass man ihn sich für bessere Gelegenheiten aufhebt, ist der Ledaig 10 yrs hervorragend geeignet, wenn man die typischen Noten dieser Destillerie mag. Und da ich das tue, habe ich hier wohl einen ständigen Bewohner meines Whiskyregals gefunden. Also dann: auf eine lange und gute Freundschaft!

Zur Destillerie gehts hier: Tobermory

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

© 2015 - 2025 Drambo.