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Whisky aus dem Cognacschwenker

Ledaig

Vor einigen Monaten wurde mir in einer Hotelbar ein Whisky mangels anderer geeigneter Gläser in einem Cognacschwenker serviert. Ich hatte mir damals schon vorgenommen, das als Experiment zu wiederholen und einen mir gut bekannten Whisky im direkten Vergleich aus einem Cognacschwenker und einem Glencairn-Glas zu verkosten. Das habe ich nun jetzt getan, und die Wahl fiel auf einen Ledaig 10 yrs.

Nose: im Glencairn-Glas erlebe ich - wen wunderts - keine Überraschung. Der ölige Rauch, Holz, Honig, Gewürze ein bischen Salz: alles wie üblich. Im Cognacschwenker dagegen bombardieren die Aromen meine Nase viel stärker. Mächtig und enorm alkoholisch kommt der Ledaig daher. Der ölige Rauch macht sich durchaus noch bemerkbar, aber alles andere wird überlagert von dem ätherischen Alkohol.

Taste und Finish: Hier gibt es keine Unterschiede. Na, kein Wunder, das Glas als Unterscheidungsmerkmal ist ja weg. Vielleicht würde man erwarten, dass die "Vorbehandlung" des Geruchssinnes (die eigentlich eher eine Betäubung ist) noch etwas an den Geschmacksnoten ändert, aber dazu hätte ich wohl beide Gläser einzeln komplett durchtasten und dann eine Pause machen sollen. So habe ich keine wirklichen Unterschiede geschmeckt. Im Cognacschwenker kam mir der Whisky einen Tick salziger vor, aber das kann auch Einnbildung gewesen sein. Im Finish schließlich habe ich keine Unterschiede wahrgenommen.

Fazit: die Whiskygötter wissen schon, warum sie uns Glencairns, Bugattikelche und ähnliche Glasformen geschenkt haben. Aus diesen Glasformen und -volumina ist die Aromakomposition sehr ausgewogen. Diese Balance geht beim Cognacschwenker (zumindest in meinem Einzeltest) völlig verloren.

Bleibt die Frage: Warum wird Cognac aus den typischen Cognacschwenkern getrunken? Eigentlich ähneln sich Cognac und Whisky doch durchaus. Beides sind Brände, die nach der Destillation lange in Holzfässern reifen und (mal abgesehen von Fassstärkeabfüllungen) in ähnlicher Alkoholstärke daherkommen. Ist Cognac so geruchsarm, dass er die Glasform als "Booster" braucht? Eigentlich kaum anzunehmen. Ich glaube, ich suche mir mal einen Cognacliebhaber in der Bekanntschaft, mit dem ich mich austauschen kann.

Der Vollständigkeit halber: zur Destillerie des Whiskies, mit dem ich getestet habe, gehts hier: Tobermory

Bowmore 15 yrs Darkest

Bowmore 15 yrs „Darkest

Bowmore ist der Hauptort der Insel Islay. Etwa ein Drittel der Inselbevölkerung lebt dort. Und der Ort beherbergt seit 1779 die älteste Destillerie der Insel. Aber auch wenn man an Bowmore (dem Ort) nicht vorbei kommt, wenn man auf der Insel unterwegs ist, hatte ich die Destillerie bisher ein bischen links liegen gelassen. Vielleicht liegt das daran, dass ich nie so richtig warm geworden bin mit deren Whiskies. OK, die Signatory Cask Strength Abfüllung ist schon klasse, und auf das Sample des Bowmore 1965, das seit meinem letzten Geburtstag im Regal steht, freue ich mich schon sehr. Aber die Standardwhiskies? Irgendwie liegen sie in der goldenen Mitte: weniger Torf als Ardbeg, Laphroaig und Co, weniger rund, weich und voll als ein Glenmorangie, Macallan oder Edradour. Und irgendwie sind die Bowmores in dieser goldenen Mitte immer durchgefallen. Immer war ein anderer Whisky wichtiger.

Zu Recht? Beim letzten Besuch in Bowmore war dann auch die Destillerie mal an der Reihe. Die Tour war eine Standardtour in einer größeren Gruppe, aber die Destillerie liegt wirklich sehr schön. Im Shop habe ich bewusst zu mehreren Miniaturen anstatt einer großen Flasche gegriffen, zum einen, weil der Koffer für den Rückflug ohnehin schon bedenklich schwer war, zum anderen, weil ich mir einen breiteren Überblick über die Standardabfüllungen verschaffen wollte. So landeten ein 18-jähriger, ein Small Batch und eben ein Bowmore 15 yrs „Darkest“ mit 43%, weder gefärbt noch gefiltert, in meiner Tasche. Um den Darkest soll es hier gehen, die anderen folgen dann bei Gelegenheit.

Der Darkest wird 12Jahre in Ex-Bourbon Barrels gelagert, bevor er sein Finish für satte drei Jahre in Sherry Casks (First Fill, Oloroso) bekommt.

Colour: Hennarot. Der dunkelste Whisky, den ich bisher gegen die Farbkarte gehalten habe. Kein Wunder, bei drei Jahren im Sherryfass.

Nose: In die Nase steigt zunächst der Alkohol, obwohl der Darkest nicht besonders stark ist. Dann kommen Holz und ein wenig Sherry und Rauch dazu. Außerdem war da noch etwas, das war nicht wirklich identifizieren konnten. Irgendein Gewürz? Meine Frau hatte die Assoziation „Maggi“. Vielleicht war es ja der Weizen, aus dem die berühmte Würze gemacht wird. Obwohl: wie sollte Weizen in einen Single Malt Whisky kommen? Manche Geheimnisse behält ein Whisky eben für sich.

Interessant übrigens: die Schokoladenaromen, von denen auf dem Etikett die Rede war, haben wir zunächst nicht gefunden. Nachdem der Whisky aber eine halbe Stunde im Glas gestanden hatte, war die Schokolade sehr präsent. Ein gutes Beispiel dafür, dass sich Geduld mit Whisky auszahlen kann. Nicht nur, solange er im Fass liegt.

Taste: Auch auf der Zunge machen sich Alkohol, Holz und Rauch bemerkbar. Hier finden wir aber auch Trockenfrüchte.

Finish: Der Abgang schließlich ist vergleichsweise kurz und wiederum ein wenig rauchig. Rauch im Finish habe ich noch selten erlebt. Insgesamt ist die durchgängige Präsenz von Rauch das Merkmal, das mir am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist. Der Rauch war zu keiner Zeit intensiv (wie bei einem Talisker oder Laphroaig), aber der leichte Hauch war halt immer da.

So, und was mache ich jetzt daraus? Jedenfalls kein schlechter Whisky. Die mächtigeren Torf-Whiskies sind mir immer noch lieber, und einen Whiskyanfänger, den man vielleicht einmal zu Besuch hat, fängt man immer noch eher mit einem Speyside, aber vielleicht ist der Darkest ein guter Tropfen für einen ruhigeren Abend (bei mir) oder einen Zweitbesuch (beim Gast). Mal sehen, was die anderen Bowmores zu sagen haben. Vielleicht landet dann ja doch mal eine große Flasche im Regal.

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Bowmore

Ben Riach 13 yrs Maderensis Fumosus

BenRiach Maderensis Fumosus

Nach einer ganzen Weile, in der ich Whisky eher schubweise (wenn man das so sagen kann) genossen habe - Tasting, privates Tasting, Kurzreise nach Schottland) hatte ich endlich mal wieder Zeit und Ruhe, einen Whisky in Ruhe zu genießen. Der BenRiach Maderensis Fumosus, 13 yrs mit modernen 46% und einem Finish in Madeira Barrels steht schon seit einer Weile in meinem Whiskyregal. Ich habe ihn in Köln gekauft, im ersten Cadenheads Laden außerhalb von Großbritannien, den ich schon aus der Zeit kenne, als ich noch im Rheinland wohnte. Bei einem Besuch letzten Sommer konnte ich nicht an der Flasche vorbei, zum einen, weil ich Sherry- und Portfinishes mag und mit Madeira etwas ähnliches erwartete, zum anderen, weil ich sehr gute Erinnerungen an einen anderen BenRiach - den mit dem Rumfinish - hatte.

Erwartungen sind so eine Sache. Meine bewahrheiteten sich diesmal nicht. Ich hatte viel Süße und sherryartige Noten erwartet. Das "Fumosus" im Namen weist zwar eindeutig auf Rauch hin, aber ich habe mich von dem Farbeindruck verleiten lassen ...

Colour: Kupfer (nicht gefärbt)

Nose: Gleich die erste Nase ist voller Rauch und wirft meine Erwartungen über den Haufen. Das riecht ganz schön heftig. Als sich der Rauch ein bischen verzieht, kommen Madeira und Gewürze zum Vorschein, vielleicht ein bischen Räucherschinken.

Taste: Auf der Zunge setzt sich der Rauch fort, auch Gewürznoten sind wieder da. Außerdem finde ich modrige Noten (was nicht negativ gemeint ist), und ein bischen Holz. Der Geschmack ist durchaus scharf, der Whisky belegt regelrecht die Zunge.

Finish: Das recht lange Finish ist warm, aber rauh. Auch hier setzt sich der sehr intensive Sinneseindruck fort, den der Whisky mit sich bringt.

Wertung:

Der BenRiach ist bestimmt kein einfacher Whisky. Der Rauch ist nicht weich, sondern rauh. Rauch und Süßwein bilden keine Einheit, sondern bauen eher ein Spannungsfeld auf, in dem Nase, Zunge und Gaumen hin und her gerissen werden. Wer sich darauf einlässt und die Mühe auf sich nimmt, sich diesen Whisky zu erarbeiten, der wird mit einem vielseitigen Feuerwerk der Sinne belohnt. Ich werde ihn mit Sicherheit nicht oft trinken, aber wenn, dann werde ich immer wieder Freude daran haben.

Zur Destillerie gehts hier: BenRiach

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

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