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Tasting: Laphroaig (malt’n’taste)

Laphroaig Tasting 2016

Malt'n'Taste gab sich mal wieder die Ehre. Diesmal stellte Michael uns mit Laphroaig eine einzelne Destillerie vor. Nicht dass die Whiskies aus der südlichsten der Islay-Brennereien den Teilnehmern (größtenteils Stammgäste, aber auch einige Neulinge) unbekannt gewesen wären, aber Michael wäre nicht Michael, wenn er sich nicht einige Überraschungen ausgedacht hätte.

Die erste Überraschung war schon an der Tastingunterlage abzulesen, die auf jedem Platz lag: die zehnjährige Standardabfüllung sollte das Tasting beschließen. Sehr ungewöhnlich, hebt sich doch jeder Veranstalter gerne eine Besonderheit für den Schluss auf. Dass der Abschlusswhisky dennoch goldrichtig platziert war, zeigte sich dann, als er an der Reihe war. Der intensive Rauch, für den Islay gerade durch seine Standardwhiskies bekannt ist, hätte alle nachfolgenden Whiskies erschlagen.

Stattdessen ging es mit einer (für Laphroaig) seltenen Jahreszahl los:

  • 16 yrs Travel Retail, 43% - Dieser Whisky wird eigentlich für den Travel Retail Bereich (also die Duty Free Shops an Flughäfen) vermarktet, aber heutzutage bekommt man diese Whiskies in der Regel auch im gut sortierten Handel. Die Farbe (M7, Safran) ist hier nicht ganz natürlich, für Zielgruppen jenseits der absoluten Experten hilft man - wie auch hier - gerne mal mit Zuckerkulör nach. In der Nase ist der 16-jährige vergleichsweise weich, obwohl keinesfalls rauchfrei, außerdem Holz, Medizin, Zitrusfrüchte und brauner Zucker. Auch im Mund ist er recht mild, aber er prickelt ganz leicht auf der Zunge. Die Holznoten sind wieder da, aber aus den Zitrusfrüchten sind jetzt weiche und süße Aprikosen geworden. Das Finish ist eher kurz und hat ein wenig von kaltem Rauch. Interessant: nachdem alles weg ist, kommt nochmal ein Schub Torf.

Vor dem nächsten Whisky gab es dann (als Zwischengang?) eine weitere Überraschung. Michael hatte John Campbell, den Distillery Manager von Laphroaig, angeschrieben und von ihm ein Video mit ein paar persönlichen Worten an die Teilnehmer bekommen. Natürlich wünschte uns John auch viel Spaß und Genuss beim Tasting. Thanks a lot, John, we absolutely enjoyed the tasting!

  • Weiter ging es mit dem Triple Wood, 48% ohne Altersangabe, der in drei unterschiedlichen Fasstypen (Bourbon, Sherry, Quarter Cask) gelagert wurde. Die Sherryfässer dürften für die Farbe (M8, Kupfer) verantwortlich sein, und auch die kleinen Quarter Casks haben vermutlich einiges zum Charakter des Whiskys beigetragen. In der Nase ist er eigentlich recht weich, aber eine kleine Schärfespitze kommt gelegentlich durch. Ansonsten herrschen Noten von Sherry und Tabak vor, und auch die Bourbonfässer haben etwas Holz hinterlassen. Im Geschmack streiten sich dann süße Sherrynoten und scharfe Rauchnoten um die Vorherrschaft, ergänzt von einem kleinen Einschlag Säure. Das Finish ist mittellang und rauchig.

An dieser Stelle hatte Michael eine weitere Überraschung eingebaut. Wer seine Tastings kennt, der erinnert sich vielleicht an das eine oder andere darunter, bei dem es zu jedem Whisky passend eine Praline gab. Diese Pralinen wurden von der Besitzerin der Chocolaterie Das Bernsteinzimmer kreiert, und Solvejg hatte passend zum nächsten Whiky eine Schokolade gezaubert:

Eine Schweizer Schokolade mit 70% Kakao-Gehalt. Aber eine spezielle, die nach alter, spanischer Rezeptur hergestellt ist und deswegen noch den Crunch von den Zuckerkristallen hat.

In der Schokolade steckt eine Prise schwarzer Pfeffer, frisch geröstetes Roggen-Sauerteig-Brot und lang gekochte Fudge-Stücke, die durch das lange Kochen eine festere Konsistenz bekommen haben. Diese werden erst im Mund wieder weich und geben ihre Aromen erst ganz zum Schluss preis.

Der Fudge: Ein Laphroaig-Whisky-Fudge mit über Zigarren geräuchertem Chili, über Buchenholz geräuchertem Salz, dark Muscovado-Zucker, Zucker-Rübensirup und Bourbon-Vanille.

Was sich in der Beschreibung schon andeutet, entwickelte sich im Mund zu einer Geschmackskaskade, die man erlebt haben muss (was leider nicht geht, weil die Schokolade eine einmalige Kreation war und nicht mehr erhältlich ist). Wenn man ihr Zeit gibt, entfaltet sie ihre Geschmacksnuancen tatsächlich eine nach der anderen, manchmal wie umgeschaltet. Der Whisky beschleunigt die Geschmackskaskade, so dass die einzelnen Noten sich mehr miteinander vermischen. Und ganz zum Schluss löst er sehr intensiv das Salz aus dem Fudge. Wirklich klasse. Ich verbeuge mich vor der Künstlerin.

  • Der zur Schokolade servierte Whisky war der Brodir Travel Retail, Batch 001, 48%. Also wieder einer aus dem Duty Free Shop. Man darf deshalb auch hier der Echtheit der Farbe (M10, Hennarot) skeptisch gegenüberstehen. In der Nase finde ich Holz und Früchte, außerdem Portnoten, die wohl auf die verwendeten Fässer zurückgehen. Auf der Zunge dann herrschen Holz, scharfer Rauch und angenehme Wärme vor, die sich bis ins mittellange Finish zieht. Insgesamt hat der Brodir in meinen Augen eine gewisse Ähnlichkeit zum Ardbeg Corryvrreckan, der aber weniger kostet und (noch) besser schmeckt.

  • SMWS 29.121, 20 yrs, 55,1% - Auch das kann man getrost als Überraschung bezeichnen. Die Abfüllungen der Scotch Malt Whisky Society (dafür steht das "SMWS") sind für Außenstehende nicht leicht zu bekommen, und wer eine ergattert hat, wird sie in aller Regel nicht bei einem Tasting an andere Leute verteilen. Wer es, wie Michael, trotzdem tut, der wird belohnt mit der Freude, die es macht, einen guten Whisky zu teilen und gemeinsam zu genießen. Dieser hier (Farbe: M8, Kupfer) entwickelte in der Nase sehr vielfältige Noten. Neben Holz Torf und Rauch sind maritime Noten (Salz und Meer) da, aber auch Süße, frische Zitrusfrüchte und etwas, das an die Lösungsmitteln in Kleber erinnert. Auf der Zunge beißt dieser Whisky, kein Wunder bei 55,1%, und auch der Rauch trägt seinen Teil dazu bei. Die Süße kommt ebenfalls nicht zu kurz, und ganz zum Schluss schlägt noch pfeffrige Schärfe zu. Das Finish ist lang und warm, rauchig und pfeffrig. Ein Genuss!

  • 25 yrs, 40% - Mit dem 25-jährigen hatten wir dann den Senior des Abends im Glas, der sich farblich ebenfalls im Bereich M8 (Kupfer) bewegte. In der Nase versammeln sich Rauch und Süße, Sherry, Früchte und eingelegte Rosinen zu einem Gesamteindruck, den jemand am Tisch mit "Whiskylimonade" bezeichnete. Das war natürlich nur Spaß, aber der Eindruck ist schon sehr weich und fruchtig. Das setzt sich auch auf der Zunge (weiche Früchte) fort, aber hier schmeckt man auch das Alter und die Balance von 25 Jahren Ruhe und Reife. Das Finish schließlich ist nur kurz aber weich und samtig. Dieser Whisky hat die Zeit, die man ihm gelassen hat, wirklich genutzt.

  • Tja, und dann kam der 10 yrs, 40%, den ich zu Beginn schon erwähnt habe. Über den Whisky an sich habe ich an anderer Stelle auf Drambo schon berichtet, deshalb spare ich mir hier die Details. Was aber erwähnenswert ist, ist der Eindruck im Kontext der anderen Whiskies aus derselben Destillerie. Wir waren ja darauf vorbereitet, dass der letzte der rauchigste Whisky sein würde. Aber als wir dann unsere Nase in die Gläser hielten, kam da - nichts. Naja, „nichts“ ist übertrieben, aber der Eindruck war so weich, dass es doch eine Reihe verblüffter Blicke gab. Allerdings gab es dann mit dem ersten Schluck fast erleichtertes Aufatmen: er ist es doch! Kein Zweifel, hier beißt der Rauch, wie man es vom 10-jährigen Laphroaig kennt. Ein Paukenschlag zum Abschluss, erwartet und doch völlig anders.

Zur Destillerie gehts hier: Laphroaig

Zur Tasting-Webseite gehts hier: malt'n'taste

Ardbeg Airigh Nam Beist 2006

Ardbeg Airigh Nam Beist 2006

Ardbeg ist eine meiner Lieblingsdestillerien. Das liegt natürlich an den Whiskies, die dort produziert werden. Aber es liegt auch an den Menschen, die ich dort kennenlernen durfte. Menschen, die ihre Produkte lieben, die Whisky leben. Und Menschen, die Service und Hilfsbereitschaft groß schreiben.

Ich war zuerst im Mai 2015 dort und nahm an einer Abendführung teil. Kein Besucher mehr in der Destillerie, außer unserer Gruppe. Jackie Thompson, Managerin des Visitors Centre und des Old Kiln Cafe, führte uns durch die Destillerie. Und das war keine Standardführung. Schon zur Begrüßung wurde ein Dram der Extraklasse serviert (ein 1976er Ardbeg, der speziell für den französischen Importspezialisten Velier abgefüllt wurde), und Jackie erklärte uns in ihrer unnachahmlichen und lebhaften, begeisterten und begeisternden Art die chemische Seele des Whisky. Nach der Tour stellte sich heraus, dass etwas mit der Taxibestellung für die Gruppe nicht so lief wie geplant. Jackie fuhr uns kurzerhand mit ihrem eigenen Wagen (einem Kleinbus) in drei Fuhren nach Port Ellen - und bestellte nebenbei gleich das Essen für die Gruppe beim örtlichen Schnellimbiss.

Nur vier Monate später war ich wieder in Ardbeg. Diesmal aus Anlass des 200th Anniversary Dinner für ausgewählte Gäste aus der Umgebung und ausgeloste Glückspilze aus der ganzen Welt. Woher nimmt man eigentlich das Glück, zu so einer Veranstaltung ausgelost und eingeladen zu werden? In dieser Umgebung lernte ich dann Mickey Heads, den Destillery Manager und Gastgeber des Dinners kennen, außerdem seine Frau, eine neue Mitarbeiterin, die in Zukunft für Ardbeg durch die Weltgeschichte reisen und Fässer begutachten wird, und Lynn, die zum Shop gehört und mir einige Monate zuvor geholfen hatte, als meine Bestellung durch den langen Poststreik wieder in der Destillerie gelandet war. Und so ganz nebenbei stellte sich der Sitznachbar als Architekt einer neuen Destillerie auf Islay heraus - Ardnahoe, wie mittlerweile offiziell bekannt wurde.

Auch für die leiblichen Genüsse wurde exzellent gesorgt. Es gab zu jedem der hervorragenden Gänge einen Whisky, der dem Essen in nichts nachstand. Von der schon oben erwähnten Velier-Abfüllung (davon gibt es anscheinend noch ein paar Vorräte) über den neuen Supernova, einen feinen Tropfen aus Mickeys Privatfass bis zum "1815", einer auf 400 Flaschen limitierten und mit 3000,- GBP pro Flasche nicht gerade billigen Jubiläumsabfüllung, der zum letzten Toast am Pier ausgeschenkt wurde.

Und als sei das alles noch nicht genug, gab es noch ein Bonbon der besonderen Art. Ardbeg hatte, inspiriert von einem vorausgegangenen Dinner (200 Jahre sind soviel, dass man das ruhig mehrfach feiern kann), vorgeschlagen, dass die Gäste ihre eigenen Ardbeg-Abfüllungen mitbringen könnten, die sie gerne mit anderen Ardbeg-Liebhabern teilen möchten. Das hatten verschiedene Gäste auch getan, und so machten allerlei Seltenheiten wie Blasda, Ardbog und Galileo die Runde. Ein Abend im Whisky-Paradies.

Der letzte Punkt führt mich nun (endlich?) zu dem Whisky, den ich heute beschreiben möchte. Denn mein Beitrag zum Abend war ein Airigh Nam Beist, 1990 destilliert und 2006 mit 46% abgefüllt. Bei dem Überfluss genialer Whiskies war natürlich einiges übrig geblieben, und so kann ich heute etwas über diesen leckeren Tropfen erzählen, der übrigens weder gefärbt noch kühlgefiltert wurde.

Colour: M7 (Safran)

Nose: Der erste Eindruck ist kraftvoll und rauchig. Danach kommen Holz und Vanille durch, Spuren, die die Eichenfässer hinterlassen haben, in denen der Whisky gelagert wurde. Medizinische Noten, Gischt und Seetang, alles typisch für Islay, dann Zitrusnoten und - Pinienkerne.

Taste: Auf der Zunge gibt sich der Beist unerwartet weich und ölig. Eine ungewöhnliche Geschmacksvariante für einen Islay-Whisky, die sicher zum Teil dem Alter zuzuschreiben ist. Holz und Vanille im Geschmack überraschen nicht wirklich, auch die Medizin kennen wir schon aus der Nase. Interessant ist die pfeffrige Schärfe, die hin und wieder aufblitzt - und das widerspricht nicht dem anfänglichen Eindruck von Weichheit.

Finish: Der Abgang ist mittellang und bestenfalls vorsichtig warm. Es ist aber nicht so, dass der Whisky sein Pulver zu früh verschossen hätte. Ich fühle mich eher an einen geruhsamen Feierabend nach einem lebhaften Arbeitstag erinnert, so mit Kaminfeuer, Ohrensessel und so.

Einfach, kräftig, ausgeglichen - das ist ein gezähmter Ardbeg. Nicht so bissig wie ein TEN oder Corryvreckan. Wo letztere fauchen, da schnurrt der Airigh Nam Beist nur. Lecker!

Wertung:

Zur Destillerie gehts hier: Ardbeg

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