Fettercairn 2006-2017 Whic Sujet
Whic ist ein mittlerweile durchaus bekannter deutscher Onlinehändler und Abfüller mit einem großen und vielseitigen Sortiment, fairen Preisen und eine weit über den Shop hinaus interessanten und informativen Webseite.
Eine Serie neuer Abfüllungen beschäftigt sich mit dem Thema "Finish", also der Nachlagerung in besonderne Fässern. Diese Finishes hat Whic in Eigenregie durchgeführt. Die Etiketten der aktuellen Abfüllungen unter dem Namen "Sujet" schmücken Aktstudien der litauischen Künstlerin Ruta Grigaite. Whic hat mir freundlicherweise Samples davon zur Verfügung gestellt. Das erwähne ich hier aus zwei Gründen: zum einen, um mich zu bedanken, und zum anderen um zu betonen, dass der Artikel natürlich trotzdem meine ehrliche Meinung darstellt. Das ist ja auch für alle das Beste.
Im Glas hatten wir (natürlich hat meine Frau wie immer mitverkostet) einen zehn Jahre alten Fettercairn, der im November 2006 destilliert und im Januar 2017 abgefüllt wurde. Den größten Teil dieser Zeit hat er in klassischen Ex-Bourbon-Fässern (American White Oak) gelegen. Für die letzten acht Monate hat man ihm ein Finish in einem Madeira Hogshead spendiert. Die Fassnnummer war die #107660/2006, und am Ende sind 420 Flaschen mit 52,6% (Fassstärke) herausgekommen.
Irgendwie kommt das mit der Mathematik nicht ganz hin. Wir haben genau eine Fassnummer aus 2006, das müsste also das Ex-Bourbon-Fass gewesen sein. Das sind typischerweise Barrels mit etwa 200 Liter Fassungsvermögen. Das Hogshead fürs Finish fasst ca. 225 Liter: passt mit etwas Luft. Aber bei 420 Flaschen a 0,7 Liter sind 294 Liter abgefüllt worden. Verdünnt worden ist nicht, denn es handelt sich ausdrücklich um Fassstärke. (Gefärbt und kühlgefiltert wurde übrigens auch nicht.) Selbst wenn man den Angels' Share mal weglässt, muss es hier mehr Ausgangsmaterial gegeben haben. Ich vermute mal, dass mehr als ein Fass im Spiel war, denn der Begriff "Single Cask" taucht nirgends auf, auch wenn nur eine Fassnummer genannt wird.
Aber genug der Rechenspiele. Schauen wir uns lieber den Whisky an.
Colour: M7 (Safran)
Nose: Ganz zu Anfang erscheint uns der Fettercairn etwas verschlossen. Er braucht etwas Zeit, bis er sich öffnet. Dann aber dringen Holz, Vanille und süße Noten von Sahne und Sahnekaramell in die Nase. Der Alkohol überdeckt zunächst noch die Trockenobstaromen, die sich erst ausbreiten, als der Alkohol verflogen ist. Ganz spät gesellen sich dann noch weitere, frische Fruchtnoten dazu.
Taste: Ein bisschen Alkoholschärfe finden wir zu Beginn. Das hält aber nicht lange, und es breitet sich eine ölige, cremige Süße im ganzen Mund aus, fast wie ein Cremelikör. Dann kommt eine deutliche Holznote Holz (aber nicht bitter!), und gegen Ende sind da wieder leichte und elegante Fruchtnoten. Die in der Nase noch recht intensiven Karamellnoten finden wir hier nicht mehr wieder.
Finish: Der Abgang ist warm und durchaus kräftig, aber nicht sehr tief. Der Whisky bleibt einfach da, wo er schmeckt.
Wertung:
Eigentlich bin ich kein ausgesprochener Liebhaber von Madeirafinishes. Oloroso oder Portwein sagen mir normalerweise mehr zu. Aber dieser Whisky hier zeigt mir wieder mal, dass es immer gut ist, neugierig zu bleiben und Neues zu probieren. Der Fettercairn von Whic ist für ein Madeirafinish recht kräftig, aber in seiner Aromenkomposition auch ausgesprochen elegant. Da ist nichts, was aus dem Gesamtbild heraussticht, alles passt wunderbar zusammen und ergibt ein stimmiges Gesamtbild. Toller Whisky! Ehrlich!
Die Fotos im Artikel stammen von Whic. Vielen Dank für die Genehmigung zur Nutzung.
Der Whisky in der Whiskybase: 97797
Eine Destilleriewebsite habe ich nicht gefunden, deshalb hier die Wikiediaseite: Fettercairn