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Whiskyschiff Luzern 2017

Whiskyschiff Luzern 2017

Der letzte Monat war vollgepackt mit Whiskyterminen. Drei Messen und ein Whiskydinner an den letzten vier Wochenenden! Eigentlich hatte ich mir ja mal vorgenommen, jedes Tasting und jede Messe hier zu beschreiben. Das hat diesmal definitiv nicht geklappt. So kann ich die Whisky Time Frankfurt, die Whisky Village Nürnberg und das Whisky-Dinner bei Malt'n'Taste nur kurz, aber mit (viel!) Lob erwähnen. Alle drei waren exzellente Veranstaltungen mit genialen Erlebnissen für Nase, Zunge und Kopf!

Wenn ich einen Grund angeben müsste, warum ich mir ausgerechnet die vierte Veranstaltung des Monats für einen ganzen Artikel ausgesucht habe, dann ist das vielleicht der touristische Aspekt - immerhin ging es in die tolle Landschaft des Vierwaldstättersees. Oder die besondere Ausstellungsumgebung - eine Messe auf Schiffen. Oder das Wiedersehen mit vielen Freunden, die man eben nicht jeden Tag sieht. Oder, oder, oder ...

Die elfte Ausgabe des Whiskyschiffs in Luzern fand Ende März statt. Im Gegensatz zum letzten Jahr war das Wetter sonnig und trocken, so dass man den einen oder anderen Dram auf dem Aussichtsdeck der Schiffe genießen konnte. Am Donnerstag, dem ersten Veranstaltungstag, haben wir das aber gar nicht genutzt, weil nur wenige Besucher da waren und sich die Gelegenheit bot, an den Ständen lange und interessante Gespräche mit den Ausstellern zu führen. Zum Beispiel mit Hans Etter von Johnett, der seinen Schweizer Whisky mit Engagement und Expertise destilliert und an Feedback ebenso interessiert war wie an einem netten Plausch. Oder mit Familie Lauinger von Riegger, die man auf Messen immer wieder antrifft und mit denen es nie langweilig wird - weder im Gespräch noch im Glas. Oder mit Peter Siegenthaler und seinem Team von Cadenhead's, der immer wieder tolle Abfüllungen aus dem Hut (und diversen Fässern) zaubert. Oder Sascha, dem Hüter der Raritätenbar am Stand von Glenfahrn, der mich vermutlich am meisten Geld gekostet hat ...

Am Freitag und Samstag wurde es dann zunehmend voller auf den Schiffen, so dass die Gespräche ab- und das Gedränge zunahm. Trotzdem fanden sich noch viele gute Tropfen, die probiert werden wollten, einige in der Sonne auf dem Aussichtsdeck. Detaillierte Notizen sind bei dieser Vielzahl von Proben in so kurzer Zeit nicht möglich. Stattdessen muss eine Liste mit Kurzeindrücken genügen. Und eigentlich ist nicht mal diese Liste vollständig, denn selbstverständlich haben meine Frau und ich immer wieder unterschiedliche Whiskys gehabt - einschließlich gegenseitiger Probiermöglichkeit.

Zwei Dinge will ich noch kurz erwähnen: zum einen gab es an diesem Wochenende auch ein Wiedersehen mit vielen Freunden, die wir von Schiffsreisen und Tastings kannten. Manche dieser Treffen waren geplant, einige auch unverhofft, und schön waren sie alle. Zum anderen stand am Ende des Wochenendes selbstverständlich das Versprechen, auch beim nächsten Whiskyschiff wieder mit an Bord zu sein - vielleicht mit noch mehr Freunden.

Jetzt aber zur Liste, und - ganz am Ende - zu einigen Fotos.

  • Cambus 40yo, 1976 SV, 59,8% - destilliert 24.09.1976, abgefüllt 24.10.2016 für Waldhaus am See, Cask #63182, Flasche 48/220. Zum Auftakt ein Single Grain. Uns was für einer!

  • Ardbeg Blasda - Mal ein Ardbeg ohne Rauch (bzw. nur minimal getorft). Nicht ganz mein Geschmack.

  • Johnett 2009, 6yo - Ein Schweizer Whisky aus dem Pinot Noir Fass. Erinnert in der Nase an Williamsbirne, im Mund an Grappa.

  • Johnett Cask Strength - Der gleiche Whisky, aber in Fassstärke und mit einem Rum Finish. Lecker.

  • Octomore Comus - Aus einem Sauternes Fass. Sehr gut!

  • Port Charlotte 2004 First Editions - 10yo, 59,3%, Schiffsabfüllung von 2015. Lecker genug, um eine Flasche zu kaufen.

  • Invergordon 43yo, World of Orchids, 46,7% - Wieder ein Grain. Nicht so gut, wie der Cambus.

  • Braeval 1997, First Editions, 54,8% - Mein erster Braeval.

  • Wolfburn Aurora, Sherry Oak, 46% - Nicht schlecht, aber noch zu jung.

  • Clynelish 2008 RS, 60,8% - Destilliert 06.06.2008, abgefüllt 08.08.2016, Bourbon Cask #800208.

  • Laphroaig SMWS 29.190 "Divine Dark Temptation", 58,1% - Destilliert 25.03.1999. Viel Sherry. Viel gut!

  • Dufftown 38yo Cad, 44,6% - Destilliert 1978, abgefüllt Frühjahr 2017, Bourbon Hogshead. Mein erster Dufftown.

  • Glendullan 20yo Cad, 58,4% - Destilliert 1996, abgefüllt Frühjahr 2017, Chateau Laffite. Mein erster Glendullan.

  • Benriach 10yo 2005 Cask 6708, 58,7% - Destilliert 17.12.2005, abgefüllt November 2016, Port Hogshead. Sehr lecker. Sollte mich mehr um Portfässer kümmern.

  • Ledaig 19yo Marsala - Der "Neue". Habe ich noch ein Sample von. Detaillierte Beschreibung folgt.

  • Glentauchers 1996 RS, 54,5% - Destilliert 01.02.1996, abgefüllt 28.04.2013. Single Cask #1167. Lecker genug, um eine der letzten Flaschen zu kaufen.

  • Glenturret Lady of the Glen, 54,6% - Destilliert September 1994. Mein erster Glenturret. Muss nicht der letzte bleiben. Aber der Aufdruck ohne Etikett ist auf der Flasche nur schwer zu lesen.

  • Rosebank 25yo, 61,4% - Destilliert 1981, abgefüllt 2007. Ein Schätzchen vom Glenfahrn Raritätenstand.

  • Ladyburn 12yo Cad, 45,7% - Destilliert November 1966, abgefüllt Juli 1979. Selten. Teuer. Gut.

  • Tobermory 1995 Murray McDavid, 46% - Abgefüllt Oktober 2015. Cask #4. Bourbon Barrel mit Allier Wine Cask Finish. Nicht mein Lieblings-Tobermory.

  • CaOra No.1 Lochindaal, 65,7% - Unabhängiger Bruichladdich, destilliert September 2009, abgefüllt Oktober 2016. First Fill Bourbon Barrel #r10/002-100, 50ppm. Typisch und lecker.

  • Bowmore 2000 RS, 56,1% - Destilliert 2000, abgefüllt 06.09.2016. Single Cask #800115. Einer meiner besten Bowmores bisher.

  • Blair Athol 28yo Acla Selection, 47,3% - Destilliert 1988, abgefüllt 2016, Hogshead #4836. Mein erster Blair Athol.

  • Bladnoch 22yo, 1992 Exclusive Malts, 53,3% - Destilliert 11.11.1992, Cask #4270. Mein erster Bladnoch, glaube ich.

  • Port Charlotte 12yo for Royal Mile Whiskys, 46% - Destilliert 26.05.2002, abgefüllt Juni 2014. Matured in Rum Barrel #158. Lecker!

  • Benriach 22yo Moscatel Finish, 46% - Laut Standpersonal ein portweinartig ausgebauter Moscatel, d.h. weniger süß als Sherry. Schmeckt trotzdem süß. Aber lecker.

  • Ardbeg 15yo Dun Bheagan, 47% - Destilliert Mai 2001, abgefüllt 2016. Barrels #256, #258, #380. Typisch Ardbeg, nur nicht so intensiv.

  • North Port 20yo Rare Malts Selection, 61,2% - Destilliert 1979, abgefüllt Oktober 1999. Mein erster North Port. Um ehrlich zu sein, hatte ich die Existenz dieser Destillerie bisher völlig übersehen.

  • El Maximo No.8, 65,8% - Destilliert 07.05.2009, abgefüllt 2015. Sherry Butt #900324. Gerüchteweise ein Glenrothes. Könnte hinkommen, der Geschmack kommt mir bekannt vor. Sehr lecker, muss ich mich unbedingt mal drum kümmern.

  • Langatun Sherry Cask Finish, 49,12% - Destilliert 2009, abgefüllt 2017. Sherry Fino Cask #297. Nicht mein Geschmack. Ganz im Gegensatz zum Old Bear (Cask Strength), den ich früher schon mal probiert habe.

  • Highland Park 28yo Cad, 49,6% - Destilliert 1988, abgefüllt Frühjahr 2017. Matured in a Port Cask. Ungewöhnlich hell für Lagerzeit und Fass.

  • The Speyside Distillery, Red Deer, Black Forest II. edition, RS, 46,8% - Destilliert 2009, abgefüllt 23.05.2016, Finish seit 16.02.2015 im Amarone Cask. Lecker!

  • Carsebridge "The Sovereign" Hunter Laing 50yo, 41,5% - Destilliert 1965, abgefüllt 2015. Cask HL11847. Wieder ein Grain. Und zwar ein exzellenter. Für den Merkzettel: Um Grains kümmern.

  • Amrut Portonova, 62,1% - Viel mehr steht nicht auf der Flasche. (OK, auf der Vorderseite, die ich fotografiert habe.) Muss wohl ein Sherryfass gewesen sein. Ein Freund hatte mich probieren lassen. Daraufhin musste ich mir auch gleich ein Glas sichern ...

  • Brora 24yo Rare Malts Selection, 56,1% - Destilliert 1977, abgefüllt 2001. Mein erster Brora. Und ein sehr gelungener Abschluss des Wochenendes.

Wertung: Wie im letzten Jahr: tolle Veranstaltung, tolle Whiskies, tolle Aussteller, und viele Freunde wiedergetroffen. Wir kommen nächstes Jahr wieder, und ab dem dritten Mal ist es natürlich Tradition!

Zum Whiskyschiff gehts hier: Whiskyschiff Luzern

Bunnahabhain Mòine Oloroso

Bunnahabhain Moine Oloroso

Im letzten Artikel erwähnte ich die Fassproben bei Bunnahabhain. Unglaublich. Sagenhaft. Es gibt nur immer zu wenig davon (für meinen Geschmack), weil sie halt auf genau dieses Fass begrenzt sind. Logisch. Schade.

Der Bunnahabhain Mòine Oloroso kommt (jedenfalls auf dem Papier) diesen Einzelfässern recht nahe. Er ist ein Vatting aus mehreren Oloroso-Fässern, und verwendet wurde hier ein Destillat aus stark getorftem Malz. Ob die 60,1% in der Flasche nun das direkte Ergebnis der Vermählung sind oder ob noch mit Wasser korrigiert wurde, weiß man nicht. Aber wenn, dann waren die Korrekturen höchstens kosmetisch. Wie alt er ist, weiß man auch nicht. Die Einzelfässer, die man in der Destillerie zu probieren bekommt, liegen meistens so bei acht oder neun Jahren. Ob dieser hier das ebenfalls tut, ist natürlich Spekulation. Kühlgefiltert und gefärbt wurde nicht.

Colour: M10 (Hennarot)

Nose: Das erste, was ich in der Nase bemerke, ist die typische, ledrige Würzigkeit, die ich von vielen Whiskys aus Bunnahabhain kenne. Dazu deutlich Alkohol (kein Wunder bei über 60%) und Wärme. Außerdem intensive, sehr süße, fruchtige Sherrynoten, Rosinen, Trockenfrüchte und Rumtopf. Und Rauch. Ganz frischer Rauch wie beim Anzünden eines Feuers, fast beißend. Und obwohl beide sehr intensiv sind, sind Sherry und Rauch doch sehr gut ausbalanciert. Keine Richtung gewinnt die Oberhand, die Gemeinsamkeit steht im Mittelpunkt. Irgendwann kommen noch ein paar salzige Noten, später eher Salzkaramell.

Taste: Oha, habe ich den ersten Schluck etwa zu groß oder zu schnell genommen? Starker, scharfer Alkohol breitet sich auf der Zunge aus und blockiert erstmal alle Geschmacksnerven. Nach ein paar Minuten versuche ich es dann nochmal (gaaaanz vorsichtig), und jetzt tut sich auch wieder etwas auf der Zunge. Im Prinzip ist die Zusammenstellung der Aromen noch die gleiche wie auf der Zunge, aber die Balance ist etwas verloren gegangen. Der Rauch hat jetzt klar die Oberhand, auch wenn er die Sherrynoten nicht ganz wegdrückt. Alles noch da, sogar die leichten Salznoten, aber alles wie hinter einem Vorhang aus Rauch. Und das Bild im Kopf lässt sich noch weiter treiben. So wie man Rauch (naja, Feuer) mit Wasser löschen kann, löscht man auch den Rauch auf der Zunge mit einem kleinen Schluck Wasser. Und dann kommen die süßen und fruchtigen Noten zurück, natürlich leicht verdünnt, aber sehr klar, weil der Rauch zurückgedrängt wird.

Finish: Das Finish ist recht lang und spielt sich mehr auf der Zunge als im Hals ab. Auf der Zunge bleibt sogar eine gewisse Schärfe zurück, nachdem die eigentlichen Geschmacksnoten längst verflogen sind.

Erwähnte ich schon, dass ich die Fassproben bei Bunnahabhain liebe? Der Mòine Oloroso kommt diesen Erfahrungen (nicht nur auf dem Papier!) ziemlich nahe, und er war für eine kurze Zeit zu absolut erschwinglichen Preisen verfügbar. Kein Wunder, dass nicht nur das Sample aus einer Flaschenteilung den Weg in mein Regal gefunden hat ...

Wertung:

Der Whisky in der Whiskybase: 92516

Zur Destillerie gehts hier: Bunnahabhain

Bunnahabhain Moine 2008 SV

Bunnahabhain Moine 2008 SV

Auch am Abend der offenen Flaschen bleiben einige Reste in den Flaschen übrig, und wenn man nicht genau aufpasst, dann steckt einem der Veranstalter beim Abschied schon mal die eine oder andere Flasche zu. So geschehen mit dem hier beschriebenen Whisky, einem Bunnahabhain Moine 2008 von Signatory, einer Einzelfassabfüllung von Signatorys Cask Strength Collection. Nach sechs Jahren (destilliert 07.02.2008, abgefüllt 13.01.2015) in einem Hogshead (Cask No. 800044, Bottle No. 181/242) hatte der Whisky noch 58,9% Alkohol.

Bunnahabhain arbeitet normalerweise ohne Torf (oder mit vergleichsweise wenig davon, wie bei manchen NAS-Abfüllungen), aber wenn der Whisky ein "Moine" im Namen trägt, dann ist klar, dass zur Herstellung stark getorftes Malz verwendet wurde. In der Flasche befand sich nur noch ein sehr kleiner Rest (siehe Foto), und vermutlich war die Flasche auch schon länger offen. Aber für zwei Drams hat es noch gereicht, und so habe ich mich gemeinsam mit meiner Frau an die Verkostung gemacht.

Colour: C3 (Stroh)

Nose: Das erste, was uns in die Nase steigt, ist der Geruch von Kleber! Dazu Alkohol, Rauch, ein wenig Torf, Salz und alte Schiffsplanken (das ist dann wohl die maritime Note). Mit Zeit und Handwärme finden sich auch Holznoten und die Bunnahabhain-typische Würzigkeit ein.

Taste: Auf der Zunge lässt sich der Bunnahabhain etwas Zeit. Zuerst schmeckt er sehr leicht und süß, erst danach wird er plötzlich scharf und beißend. Wenn man sich von der Überraschung erholt hat, bleiben Noten von Tabak, Holz und pfeffriger Schärfe zurück. Das Holz schmeckt ein bisschen feucht, etwa so wie ein Eisstiel, von dem man das (leckere) Eis schon vertilgt hat.

Finish: Der Whisky schmeckt mit den Tabak- und Holznoten noch lange auf der Zunge nach. Im Hals hält er sich nur kurz auf, und auch die Wärme "bis in den Magen", die man von starken Whiskys kennt, fehlt hier. Vielleicht ein Tribut an die lange Öffnungszeit der Flasche?

Insgesamt kein schlechter Bunnahabhain, vor allem, wenn man die Destillerie mag. Es gibt aber andere Whiskys von dort, die mir lieber sind, sei es der 12-jährige Standard oder die unglaublichen Fassabfüllungen vor Ort. Immerhin: diesen hier würde ich auch nicht von der Regalkante stoßen, wenn er dort ein Plätzchen haben wollte.

Wertung:

Der Whisky in der Whiskybase: 64581

Zur Destillerie gehts hier: Bunnahabhain

Ledaig 7yo Douglas Laing

Ledaig 7yo Douglas Laing

Eine ungewöhnliche Flaschenform sollte ja eigentlich keinen Einfluss auf die Wahl des Whiskys haben. Hat sie aber! Natürlich spielte es eine Rolle, dass in dem Keramikdekanter ein guter alter Bekannter wohnte, nämlich ein Ledaig. Wer mich kennt ... ach, Ihr wiss schon: ich und Tobermory. (Wer es nicht weiß: einfach mal die Suchfunktion hier auf der Seite benutzen. Tobermory wird da ziemlich oft gefunden.). Aber der Dekanter aus Keramik sah schon hübsch genug aus, dass ich mich nach dem letzten Abend der offenen Flaschen darum gekümmert habe. Und ein Schlückchen, zu dem ich in Ruhe ein paar Notizen machen konnte, war auch noch drin.

Der Whisky ist 7 Jahre alt und hat in einem Einzelfass gelegen. Die Bezeichnung "Single Barrel" weist dabei (ebenso wie die Farbe) auf ein Ex-Bourbon Fass hin. Dass in 404 Dekanter etwa 280 Liter (und damit mehr, als in ein Barrel hineingehen) abgefüllt wurden, erklärt sich dann durch die Verdünnung. Der Whisky von Douglas Laing kommt mit 46%, also einer gefälligen Trinkstärke. Kühlgefiltert oder gefärbt wurde nicht.

Colour: C3 (Stroh)

Nose: Die typische Würzigkeit ("Maggi"), die zum Brennereicharakter von Tobermory gehören, ist vorhanden, hält sich aber merklich zurück. Der Whisky wirkt etwas kühl in der Nase. Außerdem finden sich Noten von Leder, Kümmel, einer frischen Wiese und (ebenfalls nur wenig) Rauch. Mit ein wenig Handwärme kommt auch Alkohol in die Nase und Whisky wird rauchiger, süßer, wärmer und weicher. Nach einiger Zeit erscheinen auch fruchtige Noten und Gerste.

Taste: Auf der Zunge finden sich die Aromen aus der Nase mehr oder weniger wieder. Allerdings wird der Geschmack überlagert von einer recht ungewöhnlichen Entwicklung: zuerst schmeckt der Whisky sehr süß, dann entwickelt sich der Rauch. Und dann? Plötzlich ist gar nichts mehr da. Einfach weg. Was höchstens noch bleibt, ist die Erkenntnis, dass der Whisky etwas mehr Alkohol vertragen könnte. Trotz seiner nicht gerade schwachen 46% schmeckt er irgendwie leicht verwässert.

Finish: Wenn schon auf der Zunge die Aromen plötzlich in sich zusammenfallen, dann bleibt auch nichts für einen Abgang übrig. Na ja, Alkohol und Rauch verweilen noch etwas auf der Zunge, aber sonst: nichts.

Schon merkwürdig, so ein Zusammenbruch der Aromen. Vielleicht lag es daran, dass die Flasche schon länger offen war. Ich war dabei, als diese Flasche geöffnet wurde (was schon einige Monate her ist), und von damals kann ich mich an diese (enttäuschenden) Effekte nicht erinnern. Leider ist die Flasche zu selten, um nochmal gezielt eine neue nachkaufen zu können, sonst hätte mich das schon mal interessiert.

Wertung:

Der Whisky in der Whiskybase: 70098

Zur Destillerie gehts hier: Tobermory

Ledaig 1998 17yo Cooper's Choice

Ledaig 1998 17yo Cooper's Choice

Den Ledaig 1998 Cooper's Choice habe ich schon vor längerer Zeit bei einer Flaschenteilung auf Facebook erstanden. Und weil Tobermory nun mal zu meinen Lieblingsdestillerien gehört, war ich auch nicht zimperlich bei der georderten Menge, was dazu führte, dass ich gleich die große Flasche bekam. Hübsch sehen die Flaschen von Cooper's Choice ja schon aus, ganz schlicht mit eleganten Rundungen. Ob der Inhalt da mithalten kann, wird sich zeigen. Destilliert wurde der Whisky im April 1998, bevor er 17 Jahre lang im Sherry Butt mit der Nummer #0035 reifen durfte. Abgefüllt wurde er 2015 mit 56,5%. Insgesamt gab es 540 Flaschen.

Colour: M9 (Terracotta). Der Whisky gibt sich an der Glaswand sehr ölig, er bildet große Bögen, die nur langsam fließen.

Nose: Auch in der Nase wirkt der Ledaig ölig. Dazu finde ich die für Tobermory-Whiskys typische Aromakombination aus Leder, Gummi und "Maggi" (so nennt meine Frau das, und so ganz kann ich ihr leider nicht widersprechen). Außerdem sollte man auch Sherry finden, oder? Ja, tut man. Allerdings sind die Noten dezent und zunächst mal im Hintergrund, bevor sie mit etwas Zeit deutlicher werden. Die typischen Begleitnoten zu Sherry, also Rumtopf, Rosinen, Trockenfrüchte, finde ich hier übrigens nicht. Dafür allerdings eine leichte Säure.

Taste: Was in der Nase wie ein leichter und dezenter Whisky wirkte, schlägt im Mund ganz schön heftig zu. Der Ledaig schmeckt scharf und alkoholisch, geradezu beißend, und sehr ölig. Gummi, Rauch und Torf überwiegen. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich das mal sage, aber das Lieblingsbeispiel für ungewöhnliche Aromenbeschreibungen meines Lieblingstastingveranstalters, nämlich die "heißgewordene Bremsscheibe", geht mir ernsthaft durch den Kopf! Mit ein paar Tropfen Wasser sieht die Sache allerdings schon wieder anders aus: die Schärfe verschwindet, und hinter dem Rauch treten deutlich süßere Noten hervor - eben alles, was man von Sherryfässern so kennt. Da wird der Whisky dann rund und glänzt mit einem ausgewogenen Gesamtbild.

Finish: Der Abgang ist warm und lang, spielt sich in Hals und Schlund ab, reicht aber nicht bis in den Magen.

Das war mein erster Whisky, der zwingend Wasser braucht. Nicht dass ich nicht schon Whiskys gehabt hätte, denen Wasser sehr gut tut, aber die waren auch ohne Wasser schon gut (bis exzellent). Dieser hier braucht das Wasser zum leben, wird dann aber wirklich gut.

Wertung:

Der Whisky in der Whiskybase: 81450

Zur Destillerie gehts hier: Tobermory

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