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Bunnahabhain 1974 Sansibar

Bunnahabhain 1974 Sansibar

Bei dem Namen Sansibar denkt man eher an Rum und die Karibik als an schottischen Whisky. Aber unter eben diesem Label füllt eine kleine Firma aus Norddeutschland ausgewählte Einzelfässer ab. Ich war auf eine Flaschenteilung des Bunnahabhain 1974 Sansibar gestoßen, und weil mir die Bunnahabhains, die ich bisher probiert hatte, allesamt gut geschmeckt hatten (einschließich zweier sehr alter Schätzchen, die wir beim Whiskyschiff in Luzern entdeckt hatten), griff ich zu. Sehr zu recht, wie sich herausstellte.

Der Sansibar wurde 2014 abgefüllt, das heißt er bringt es auf stolze 40 Jahre. Ob die 46,7% Fassstärke sind, weiß ich nicht. Auch die Whiskybase schweigt sich darüber aus. Denkbar ist es aber. Das Etikett sagt ganz klar, dass es sich um eine Einzelfassabfüllung handelt, nach 40 Jahren kann der Alkoholgehalt im Fass durchaus so stark gesunken sein, und es gibt auch nur 146 Flaschen. Ein seltener Tropfen also.

Colour: M6 (Ocker)

Nose: Der erste Eindruck ist mild. Wir finden Früchte, insbesondere Himbeere mit leichter Säure und einem Eindruck der kleinen (schwarzen?) Kerne dieser Beeren. Auch Alkohol ist da (sogar mehr als ich nach dem Nominalgehalt erwartet hatte), und irgendein Lösungsmittel. In der Nase ist das kein typischer Bunnahabhain. Man riecht sein Alter, auch wenn die dafür üblichen Holznoten erst mit etwas Handwärme zum Vorschein kommen. Vielleicht liegt das daran, dass das Holz im kalten Whisky vom Alkoholgeruch überdeckt wird, denn dieser verschwindet mit der Handwärme. Woher die leichten Sherrynoten kommen, die sich mit der Wärme ebenfalls einstellen, ist uns nicht klar. Wenn der Whisky in einem Sherryfass gelegen hätte, dann wäre das sicher irgendwo erwähnt worden (wurde es aber nicht), und auch die helle Farbe lässt nicht darauf schließen. Also vielleicht doch nur eine Täuschung, oder womöglich Wunschdenken?

Taste: Auf der Zunge ist der Sansibar süß, aber deutlich kraftvoller als in der Nase. Wir fühlten uns an einen weichen Grappa erinnert, vollmundig und den Mundraum auffüllend. Die Himbeernoten sind auch hier wieder da, ebenso wie das Holz und der eindeutige Eindruck von Alter. Ach ja, und ein paar Tabaknoten trauen sich hervor. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die nicht in anderen Bunnahabhains auch schon mal gefunden habe. Sicher ein guter Grund, das bei Gelegenheit nochmal zu überprüfen ...

Finish: Das Finish hat etwas Besonderes. Es ist nicht nur lang, sondern der Whisky bleibt über diese Zeit auch im Speichel (beim Schlucken) noch lange präsent, nicht nur im Mundgefühl und in der Atemluft. Sehr beeindruckend und vielleicht der i-Punkt auf einem exzellenten Whisky.

Wertung:

Im Rahmen unseres privaten Tastings war der Bunnahabhain Sansibar ganz klar der Star des Abends. Damit hatte ich eigentlich gar nicht unbedingt gerechnet, hatte er doch mit dem Black Art High Noon einen vermeintlich starken Gegner. Das letzterer ein Bischen hinter den Erwartungen zurückblieb, tut der Qualität des Bunnahabhain aber sicher keinen Abbruch. Auch gegen starke Gegner (obwohl das in einem Whiskytasting kaum der richtige Ausdruck ist) hätte er sich durchgesetzt. Ich bin sehr froh, dass ich ihn probieren konnte.

Zur Destillerie gehts hier: Bunnahabhain

Bruichladdich Black Art High Noon

Bruichladdich Black Art High Noon

Zum Feis Ile 2015 gab es von Bruichladdich eine Spezialabfüllung der Black Art Serie, den High Noon mit 48,7%. Ich hatte das Glück, am Bruichladdich Day in der Destillerie zu sein und eine Flasche davon zu ergattern. Die Flasche mit der Nummer 101 steht bei mir im Regal, verziert mit Originalautogrammen von Jim McEwan und Duncan McGillyvray.

Letzten März hatte ich nun einen Black Art 04.1 probieren können, der zwar mit seinen 23 Jahren vermutlich in einer anderen Liga spielt als ein NAS-Whisky, aber der exzellente 04.1 machte mir doch Hoffnung, mit dem Black Art ein Familienmitglied mit ähnlichen Anlagen in der Flasche zu haben. Und praktischerweise gab es kürzlich eine Flaschenteilung auf Facebook, an der ich mich beteiligen konnte. Ich hatte also ein Sample da, an dem ich meine Lust, die große Flasche zu öffnen, testen konnte.

Gesagt, getan:

Colour: M8 (Kupfer)

Nose: Der erste Eindruck in der Nase ist mild und süß, mit einem Schuss Lösungsmittel. Danach kommt ein ganzer Obstkorb von Früchten: reife Früchte mit schwerer Süße, Pflaumenmus, roter Apfel (Pink Lady), Geleefrüchte. Und wenn man ihn schön warm hält, dann kommen auch noch Noten zum Vorschein, die mich an Apfelpfannkuchen erinnern - leckere Kindheitserinnerungen.

Taste: Auch auf der Zunge schmeckt der High Noon leicht, weich und süß, mit fruchtigen Noten (Apfel, Trauben), Holz, Sirup (wie man ihn von Pancakes kennt) und irgendein anderes alkoholisches Getränk. Wir waren uns nicht sicher, ob das Sherry oder Cognac war.

Finish: Das Finish war mittellang und wenig spektakulär.

Wertung:

Am Ende finde ich den High Noon enttäuschend. Er ist mit Sicherheit kein schlechter Whisky, aber ich hatte mir mehr davon versprochen, und sei es nur, weil beim Bruichladdich Day eine große Show um ihn gemacht wurde. Das hat er aber nicht gehalten, mehr als Durchschnitt ist er nicht. Vielleicht verdient er ja eine zweite Chance, aber ich glaube, die große Flasche lasse ich lieber vorerst zu.

Zur Destillerie gehts hier: Bruichladdich

Whisky ist ein alkoholisches Getränk. Gehen Sie verantwortungsbewußt damit um. Genießen Sie Qualität in kleinen Mengen. Gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit.

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