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Bunnahabhain Mòine Oloroso

Bunnahabhain Moine Oloroso

Im letzten Artikel erwähnte ich die Fassproben bei Bunnahabhain. Unglaublich. Sagenhaft. Es gibt nur immer zu wenig davon (für meinen Geschmack), weil sie halt auf genau dieses Fass begrenzt sind. Logisch. Schade.

Der Bunnahabhain Mòine Oloroso kommt (jedenfalls auf dem Papier) diesen Einzelfässern recht nahe. Er ist ein Vatting aus mehreren Oloroso-Fässern, und verwendet wurde hier ein Destillat aus stark getorftem Malz. Ob die 60,1% in der Flasche nun das direkte Ergebnis der Vermählung sind oder ob noch mit Wasser korrigiert wurde, weiß man nicht. Aber wenn, dann waren die Korrekturen höchstens kosmetisch. Wie alt er ist, weiß man auch nicht. Die Einzelfässer, die man in der Destillerie zu probieren bekommt, liegen meistens so bei acht oder neun Jahren. Ob dieser hier das ebenfalls tut, ist natürlich Spekulation. Kühlgefiltert und gefärbt wurde nicht.

Colour: M10 (Hennarot)

Nose: Das erste, was ich in der Nase bemerke, ist die typische, ledrige Würzigkeit, die ich von vielen Whiskys aus Bunnahabhain kenne. Dazu deutlich Alkohol (kein Wunder bei über 60%) und Wärme. Außerdem intensive, sehr süße, fruchtige Sherrynoten, Rosinen, Trockenfrüchte und Rumtopf. Und Rauch. Ganz frischer Rauch wie beim Anzünden eines Feuers, fast beißend. Und obwohl beide sehr intensiv sind, sind Sherry und Rauch doch sehr gut ausbalanciert. Keine Richtung gewinnt die Oberhand, die Gemeinsamkeit steht im Mittelpunkt. Irgendwann kommen noch ein paar salzige Noten, später eher Salzkaramell.

Taste: Oha, habe ich den ersten Schluck etwa zu groß oder zu schnell genommen? Starker, scharfer Alkohol breitet sich auf der Zunge aus und blockiert erstmal alle Geschmacksnerven. Nach ein paar Minuten versuche ich es dann nochmal (gaaaanz vorsichtig), und jetzt tut sich auch wieder etwas auf der Zunge. Im Prinzip ist die Zusammenstellung der Aromen noch die gleiche wie auf der Zunge, aber die Balance ist etwas verloren gegangen. Der Rauch hat jetzt klar die Oberhand, auch wenn er die Sherrynoten nicht ganz wegdrückt. Alles noch da, sogar die leichten Salznoten, aber alles wie hinter einem Vorhang aus Rauch. Und das Bild im Kopf lässt sich noch weiter treiben. So wie man Rauch (naja, Feuer) mit Wasser löschen kann, löscht man auch den Rauch auf der Zunge mit einem kleinen Schluck Wasser. Und dann kommen die süßen und fruchtigen Noten zurück, natürlich leicht verdünnt, aber sehr klar, weil der Rauch zurückgedrängt wird.

Finish: Das Finish ist recht lang und spielt sich mehr auf der Zunge als im Hals ab. Auf der Zunge bleibt sogar eine gewisse Schärfe zurück, nachdem die eigentlichen Geschmacksnoten längst verflogen sind.

Erwähnte ich schon, dass ich die Fassproben bei Bunnahabhain liebe? Der Mòine Oloroso kommt diesen Erfahrungen (nicht nur auf dem Papier!) ziemlich nahe, und er war für eine kurze Zeit zu absolut erschwinglichen Preisen verfügbar. Kein Wunder, dass nicht nur das Sample aus einer Flaschenteilung den Weg in mein Regal gefunden hat ...

Wertung:

Der Whisky in der Whiskybase: 92516

Zur Destillerie gehts hier: Bunnahabhain

Bunnahabhain Moine 2008 SV

Bunnahabhain Moine 2008 SV

Auch am Abend der offenen Flaschen bleiben einige Reste in den Flaschen übrig, und wenn man nicht genau aufpasst, dann steckt einem der Veranstalter beim Abschied schon mal die eine oder andere Flasche zu. So geschehen mit dem hier beschriebenen Whisky, einem Bunnahabhain Moine 2008 von Signatory, einer Einzelfassabfüllung von Signatorys Cask Strength Collection. Nach sechs Jahren (destilliert 07.02.2008, abgefüllt 13.01.2015) in einem Hogshead (Cask No. 800044, Bottle No. 181/242) hatte der Whisky noch 58,9% Alkohol.

Bunnahabhain arbeitet normalerweise ohne Torf (oder mit vergleichsweise wenig davon, wie bei manchen NAS-Abfüllungen), aber wenn der Whisky ein "Moine" im Namen trägt, dann ist klar, dass zur Herstellung stark getorftes Malz verwendet wurde. In der Flasche befand sich nur noch ein sehr kleiner Rest (siehe Foto), und vermutlich war die Flasche auch schon länger offen. Aber für zwei Drams hat es noch gereicht, und so habe ich mich gemeinsam mit meiner Frau an die Verkostung gemacht.

Colour: C3 (Stroh)

Nose: Das erste, was uns in die Nase steigt, ist der Geruch von Kleber! Dazu Alkohol, Rauch, ein wenig Torf, Salz und alte Schiffsplanken (das ist dann wohl die maritime Note). Mit Zeit und Handwärme finden sich auch Holznoten und die Bunnahabhain-typische Würzigkeit ein.

Taste: Auf der Zunge lässt sich der Bunnahabhain etwas Zeit. Zuerst schmeckt er sehr leicht und süß, erst danach wird er plötzlich scharf und beißend. Wenn man sich von der Überraschung erholt hat, bleiben Noten von Tabak, Holz und pfeffriger Schärfe zurück. Das Holz schmeckt ein bisschen feucht, etwa so wie ein Eisstiel, von dem man das (leckere) Eis schon vertilgt hat.

Finish: Der Whisky schmeckt mit den Tabak- und Holznoten noch lange auf der Zunge nach. Im Hals hält er sich nur kurz auf, und auch die Wärme "bis in den Magen", die man von starken Whiskys kennt, fehlt hier. Vielleicht ein Tribut an die lange Öffnungszeit der Flasche?

Insgesamt kein schlechter Bunnahabhain, vor allem, wenn man die Destillerie mag. Es gibt aber andere Whiskys von dort, die mir lieber sind, sei es der 12-jährige Standard oder die unglaublichen Fassabfüllungen vor Ort. Immerhin: diesen hier würde ich auch nicht von der Regalkante stoßen, wenn er dort ein Plätzchen haben wollte.

Wertung:

Der Whisky in der Whiskybase: 64581

Zur Destillerie gehts hier: Bunnahabhain

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