Irgendwo in der heimischen Samplekiste fand sich noch eine "Portion" eines besonderen Tropfens: den Michel Couvreur Very Sherried 25 yo hatte meine Frau mal irgendwo bekommen. Erster Verdächtiger bei Michel Couvreur ist bei uns ja immer Whisky For Life, aber genau weiß ich nicht mehr, wie das Sample den Weg zu uns gefunden hat. Aber das ist ja am Ende auch nicht so wichtig wie der Whisky ...
Nose: Very sherried, in der Tat! Viel davon. Und sehr süß, sehr fruchtig, mit allen typischen Noten (Sherry, dunkle Trockenfrüchte, Rosinen, Rumtopf). Es braucht etwas Zeit, bis sich diese Noten ein bisschen verflüchtigt haben und man eine Chance hat, dahinter noch mehr zu entdecken. Zum Beispiel frisches Brot, das man gerade aufgeschnitten hat, und seine dunkle Kruste. Oder eine leichte Unternote von Holz, was nach 25 Jahren im Fass ja auch nicht verwundert. Und Fruchtkompott. Oder sind wir damit schon wieder beim Rumtopf vom Anfang?
Taste: Auch auf der Zunge dominiert der Sherry, aber die Holznote kommt jetzt stärker durch. Allerdings wird der Gesamtausdruck nicht bitter, dazu ist der Whisky viel zu süß und vor allem zu weich. Alkohol ist jetzt kaum noch da finden, alles ist weich, vollmundig, geradezu samtig. Und unter allem ist ganz leicht dieser adstringierende Effekt da, der alte Whiskys auszeichnet.
Finish: Der Abgang ist sehr lang und schön warm im Mund, ohne die Hitze zu entwickeln, die man bei hochprozentigen Whiskys (was der Very Sherried mit 45% auch nicht ist) oft hat. Die Wärme reicht etwa bis zur Hälfte des Halses hinab.
Wertung:
Ich bin ja eher ein Freund hochprozentiger Whiskys, aber in diesem Fall weiche ich gerne von diese Vorliebe ab. Das ist ein sehr leckerer Tropfen, und wenn ich mir das leisten könnte, dann würde ich schon gerne einen Platz im Regal für dieses Schätzchen reservieren. Lecker!
Die Hofheimer Whisky & Tobacco Days wollte ich ja eigentlich auslassen. Zu viele Whiskymessen hatte ich dieses Jahr schon besucht, und irgendwann muss ja auch mal gut sein. Naja, und dann war ich sowieso in Frankfurt, der Umweg war auf dem Heimweg nicht groß und in Hofheim waren - außer guten Drams - auch wieder viele Freunde, die man ja mal besuchen könnte ...
Kurz und gut, ich landete in der Hofheimer Stadthalle, traf Freunde, ließ mir einen seltenen Bunnahabhain abfüllen, konnte nicht verhindern dass ich einen Bowmore Handfilled ins Messeglas bekam und hatte am Ende auch noch ein Blind Sample in der Tasche, dessen Auflösung ich erst mit einem Artikel an dieser Stelle bekommen sollte. Immerhin wusste ich, dass es sich um einen Michel Couvreur handelte, und zwar ein "very special Vatting", das es ausschließlich an diesem Tag gebe. "Ungefähr 46%", hieß es noch. Ich glaube ja, dass hier Reste zu einem eigenen Vatting-Experiment animiert haben, aber das muss ja nichts Schlechtes sein. Sowas habe ich - mit erstaunlichen Ergebnissen - auch schon mal gemacht. Also los ...
Nose: Sherry! Natürlich, wie auch anders bei einem Michel Couvreur. Aber nicht zu süß, eher leicht herb. Dazu Gerste, eine leichte Holznote, helles Obst (Mirabellen, Aprikosen), Streusel und Schokolade. Alkohol? Ja, natürlich. Meine Frau meinte, der Whisky wirke in der Nase stärker als die genannten ca. 46%. Mir kam das nicht so vor. Und dann hatten wir noch die Frage zu klären: Rauch oder nicht Rauch? Auch da waren wir uns nicht ganz einig, aber viel Rauch war es jedenfalls nicht, allenfalls ein Anflug. Das steht allerdings im krassen Gegensatz zu einer späteren Gegenprobe. Nach etwa 20 Minuten hatte ich das Gefühl, ich hätte meine Nase in einen Topf mit Silvesterknallern gesteckt, die gerade gezündet worden waren. Also nicht Rauch, wie man ihn von Whisky gewohnt ist, sondern Feuer und Schwefel.
Taste: Im Mund war der Alkohol sehr viel deutlicher, was meine Frau ja schon vermutet hatte. Dazu natürlich wieder intensive Sherryaromen, alles sehr (schön) warm, ein wenig Holz ganz am Schluss, beim Übergang ins Finish. Und süße Noten von Karamell und süßem Bier, vielleicht so ein dunkles Doppelbock. Nicht dass der Whisky wie Bier geschmeckt hätte, aber diese Mischung aus Süße und leicht herben Aromen, das kenne ich sonst nur von Bier.
Finish: Das Finish ist lang und warm im Mund, geht aber nicht sehr tief.
Wertung:
Sehr, sehr lecker, was man sich so "zusammenschütten" kann. Interessanterweise schmeckte das Ergebnis für mich so gar nicht nach Michel Couvreur. Aber vielleicht kenne ich die nur einfach nicht gut genug. Ist wohl ein Fehler.
Tja, und was war das jetzt? Ehrlich gesagt, ich hatte schon in Hofheim ein paar Andeutungen gehört, aus welchen Fässern die beteiligten Whiskys stammen sollten. Da ich davon aber so gar nichts gefunden habe, nenne ich die hier mal nicht. Wenn ich die Auflösung bekommen habe, gebe ich sie hier natürlich weiter.
Ach so, und noch eine Nachbemerkung zu den Whisky & Tobacco Days: da werde ich wohl nicht wieder hingehen, solange der Tobacco im Angebot ist. Ich habe (vor vielen Jahren) aufgehört zu rauchen, weil ich keine Lust mehr darauf hatte. Dabei ist es geblieben. Wer rauchen will, soll das meinetwegen tun. Aber dann gehe ich halt nicht dorthin.
Die Auflösung
Mittlerweile weiß ich, worum es sich handelte. Kein geplantes Experiment, sondern ein Unfall. Na, solche Unfälle möchte ich öfter erleben.
Ich lasse Jan mal selbst erzählen:
Es war ein Unfallwhisky - beim vorangegangenen Tasting kam der Candid zum Einsatz, ein peated Single Malt, welcher in PX Half-Butts reifen durfte. Da wir den auch im Ausschank hatten, wollte ich den Rest der Tastingflasche in die Ausschankflasche zusammenführen und hab aus Versehen beim Reden zur Special Vatting Ausschankflasche gegriffen. Dieser ist ein Blend aus drei Single Malts aus drei verschiedenen Sherryfasstypen, von denen ein Anteil peated ist. Entsprechend mussten wir das Ergebnis probieren und haben ihn für lecker befunden - der Special Vatting gibt die schöne maulfüllende Grundlage, während der Candid die Obertöne spielte und so das Gesamterlebnis bereicherte.
Whic ist ein großer deutscher Whiskyhändler, der auch eigene Abfüllungen auf den Markt bringt. Alles, was oich davon bisher probiert habe, war hervorragend. Eine der aktuellen Abfüllungen von Whic ist der Ben Nevis 22 yo der Nymphs of Whisky Serie aus einem nicht näher bezeichneten Sherry Butt. Destilliert im Oktober 1995 blieben nach 22 Jahren (Abfüllung: März 2018) immerhin noch 472 Flaschen mit 52,9% übrig. Gefärbt und kühlgefiltert wurde wie bei Einzelfassabfüllungen nicht.
Ich fürchte ja, es ist schon eine Weile her, dass ich dieses Sample von Whic bekam. Das ist in mein "Sommerloch" gefallen, und ich habe ein ordentlich schlechtes Gewissen deswegen. Aber probiert habe ich ihn, und Notizen habe ich auch gemacht.
Nose: Zuerst einmal steigt mit der Duft von Johannisbeeren in die Nase. Schwarze Johannisbeeren, und ein leckerer Gelee davon. Meine Frau findet Süße und Säure gleichermaßen, ich definitiv nur Süße. Diese Diskrepanz blieb auch nach längerer Diskussion (und immer wieder riechen) bestehen. Bei Marzipan, Schokolade und Pflaumenmuß sind wir uns aber wieder einig. Alkohol ist auch da, aber eher zurückhaltend.
Taste: Wieder Johannisbeere, jetzt im Mund als deutlich führendes Aroma. Darüber hinaus entwickelt der Whisky im Mund eine erstaunliche Fülle, er nimmt den gesamten Mundraum ein. Und er zieht den Mundraum unter der Zunge ein wenig zusammen, ein klarer Hinweis auf sein Alter.
Finish: Das Finish ist kurz und flach, aber im Mund und im oberen Rachen sehr kräftig.
Wertung:
Der Whisky ist ganz anders, als ich erwartet hatte. Zum einen: obwohl er 22 Jahre in einem Sherryfass gelegen hat, ist der Ben Nevis in meinen Augen (na, eher in meinem Mund) kein typischer "Sherry-Whisky". Dafür fehlen mir die Noten von Rosinen, Rum und Trockenfrüchten. Und zum anderen: kein "Kuhstall". Zu den typischen Eigenschaften von Ben Nevis, die immer wieder mal auftreten, gehören Aromen, die eben an einen Kuhstall erinnen. OK, das mag etwas despektierlich klingen, ist aber überhaupt nicht so gemeint. In der Summe ist das nämlich ein definitiv überdurchschnittlicher Whisky, der mir wieder einmal die unglaubliche Vielfalt der Abfüllungen zeigt. Whisky wird eben nie langweilig. Gut so!
Jahrhundertsommer haben ihre Vorteile, ganz eindeutig. Aber für Whiskygenießer bergen sie auch Probleme. Im vergangenen Sommer habe ich nur wenige neue Whiskys getrunken, und wenn, dann hatte ich anschließend keine Lust, mich an den Schreibtisch zu setzen und Tasting Notes zu schreiben. Zu heiß ...
Nun muss ich zugeben, dass die Ausrede "schöner Sommer" heute, Mitte Dezember, nicht mehr wirklich zieht. Ganz frisch liegt schließlich der erste Schnee! Aber anstatt jetzt lange über schönen (Urlaub) und lästigen (Arbeit) Stress zu reden, über renovierte Badezimmer und Sportveranstaltungen, erzähle ich lieber wieder etwas über Whisky. Einverstanden?
Letzten Freitag fand eine der Veranstaltungen statt, auf die ich mich über das Jahr immer wieder am meisten freue. malt'n'taste und Solvejg hatten zum jährlichen Tasting mit Whisky und Pralinen eingeladen, und das - wenn ich mich nicht verzählt habe - nun schon zum fünften Mal. Das besondere an diesem Tasting ist, dass Whisky und Pralinen perfekt aufeinander abgestimmt sind. Michael sucht den Whisky aus, und Solvejg kreiert nach dem Genuss eines Samples eine genau auf den Whisky abgestimmte Praline. Dabei kann die Praline einen starken Whisky leicht umschmeicheln, einen leichten Whisky unterstützen oder auch mal einen krachenden Kontrapunkt zu einem Whisky setzen.
Und noch eine Besonderheit an diesen Tastings gibt es: sie sind einmalig. Die Pralinen gibt es nur hier. Sie entstehen rein intuitiv, ohne Rezept, und wenn sie weg sind, dann sind sie weg. Gründe genug, sich rechtzeitig Tickets zu sichern.
Der "Starter" war ein Whisky, der aus drei Single Malts komponiert ist, nämlich Glenfiddich, Balvenie und Kininvie. Alle drei Destillerien gehören zusammen und befinden sich auch - in Dufftown, dem Herzen der Speyside - auf demselben Gelände.
Colour: Gold
Nose: Für die leichte Trinkstärke riecht der Monkey Shoulder überraschend intensiv. Wir finden Karamell, eine schöne, weiche Süße, fruchtige Noten (Apfel!), Vanille, ein paar vereinzelte Rosinen und auch ein bisschen Holz.
Taste: Die Intensität aus der Nase setzt sich durchaus fort. Allerdings verlagert sie sich ein wenig in Richtung der Holznoten. Apfel und Vanille finden wir ebenfalls wieder, die anderen Noten aus der Nase finde wir nicht oder nur sehr wenig auf der Zunge wieder.
Finish: Beim Abgang muss der Monkey Shoulder dann ein wenig die Flügel strecken. Das ist eher kurz und flach geraten, was wahrscheinlich ebenfalls der geringen Alkoholstärke geschuldet ist.
Wertung:
Die Praline zum Whisky: Aprikosen-Weißtannen-Ganache auf Vanillebisquit in weißer Vanille. Hier gilt ganz eindeutig: süß und süß gesellt sich gern. Die Praline nimmt die Noten aus dem Whisky auf und ergänzt sie zu einer leichten und stimmmigen Kombination - ein exzellenter Einstieg in den Abend.
Die Destillerie Tomatin gehörte früher zu den größten Destillerien in Schottland (oder war sie gar die größte überhaupt?) und produzierte für den Massenmarkt. Mit der Reduzierung der Stills auf einen Ausstoß von maximal 5 Mio. Liter Alkohol pro Jahr kam die Qualität. Der 18-jährige lagert in Ex-Bourbon-Fässern und bekommt ein Finish für immerhin zweieinhalb Jahre in 1st Fill Oloroso Sherry Casks.
Colour: Bernstein
Nose: Mein erster Gedanke war: ein ganz typischer Tomatin, der seinen Destilleriecharakter schon mit der ersten Nase deutlich offenbart. Dazu finden wir ebenso deutlich die Spuren der Sherryfasslagerung: Rosinen, dunkle Früchte und dunkle Schokolade.
Taste: Auf der Zunge macht sich dann im ersten Augenblick der Alkohol erstaunlich intensiv bemerkbar. Das vergeht allerdings schnell, und darunter dominieren dann die Sherrynoten: Rosinen und dunkle, eingelegte Früchte wie aus einem Rumtopf.
Finish: Der Abgang ist schon etwas deutlicher (länger und tiefer) als beim Monkey Shoulder, aber immer noch nicht mehr als mittel.
Wertung:
Die Praline zum Whisky: Ganache aus Ofen-Pastinake in Lorbeermarinade mit Zwiebelkonfit in süßer 60% Arriba Nacional. Lorbeermarinade??? Doch, wirklich! Und die Lorbeernoten treten immer deutlicher zutage, wenn man Whisky und Praline gemeinsam im Mund wirken lässt. Schön langsam genießen ...
Glenfiddich hat ein zwiespältiges Image, fürchte ich. Wer sich nicht intensiver mit Whisky beschäftigt, für den ist Glenfiddich (vor allem der 12-jährige, "diese grüne, dreieckige Flasche") der Inbegriff von Single Malt Scotch überhaupt - weil man die eben in jedem Supermarkt sieht. Wer sich näher mit dem Thema befasst, für den rückt Glenfiddich leicht ans untere Ende der Whiskyskala: "Billigheimer", "Massenware" u.ä. Erst wer sich noch näher auf die Destillerie einlässt, der entdeckt eine sympythische Destillerie mit tollen Touren, nette und mit unglaublichem Wissen ausgestattete Menschen wie Markus Heinze (Brand Ambassador für Glenfiddich und Balvenie) und spannende Projekte wie den 15-jährigen "Solera", bei dessen Herstellung das gleichnamige Konzept aus der Sherrywelt nur leicht an die Whiskyproduktion adaptiert zum Einsatz kommt. Spätestens nach einem Deconstruction Tasting des Solera kann man sein Bild von der "Massenware Glenfiddich" getrost abheften.
Ebenfalls ein Glenfiddich Projekt ist der "XX", den wir als nächstes im Glas hatten. Hier haben 20 (daher das "XX") Brand Ambassadors ihre Lieblingsfässser aus dem Warehouse ausgesucht und gemeinsam den Whisky daraus kreiert. Und soviel Spaß das vermutlich gemacht hat, soviel Arbeit bedeutet das für die Blender, denn es ist der Anspruch, diesen Whisky in weiteren Batches immer neu zu erzeugen, damit er dauerhaft verfügbar ist. Das "Project XX" wurde uns übrigens von Markus Heinze persönlich vorgestellt, der dazu ein Video für Michael aufgenommen hatte. Die geschmackliche Annäherung haben wir dann wieder selbst gemacht ...
Colour: Bernstein
Nose: Auch hier hat der Whisky einen deutlichen Destilleriecharakter, der ihn gleich in der ersten Nase als klassischen Glenfiddich ausweist. Er riecht süß und würzig, zeigt Noten von Holz, Vanille und Karamell (die meisten der Fässer waren Ex-Bourbon Casks). Ein bisschen fruchtig ist er auch, aber das hält sich eher im Hintergrund. Und ganz kurz hatte ich auch mal den Eindruck von Senfkörnern - OK, das ist ganz sicher nicht klassisch ...
Taste: Auf der Zunge ist der XX dann schön und intensiv süß. Auch der Alkohol tritt sehr deutlich hervor, aber eben nicht wie sonst typisch als erstes. Außerdem ist im Munde der Sherryanteil der Fasskomposition sehr viel klarer zu schmecken als in der Nase. Viele dunkle Früchte und Rosinen finde ich.
Finish: Das Finish ist mittel bis lang. Es reicht nicht sehr tief in Hals, Brust oder wo man das Finish sonst noch spüren mag hinein, aber es hält sich lange und schön warm im Mund- und Rachenraum.
Wertung:
Die Praline zum Whisky: Kräuterwein-Reduktion mit malzigem Kokosblütennektar gekocht, daraus mit Bourbon-Vanille, Madagascar-Kakao und gesalzener Butter eine Trüffelganache gemacht, dies steckt in einer Hülle aus 50% Madagascar-Kakao, gerollt in Koriandersaat und Blütenzuckerstaub. Das war für mich die beste Kombination des Abends aus Whisky und Praline. Knapp - dazu später mehr - aber sie ist vorne geblieben.
Unter dem Namen Cù Bòcan vermarktet Tomatin die getorfte Variante seiner Whiskys. Getorfte Whiskys (also solche, bei denen der Keimungsprozess mit Torffeuer unterbrochen wurde) kommen heute typischerweise von den westlichen Inseln (und hier bevorzugt von Islay), auch wenn Torf früher der einzige Brennstoff in der Whiskyherstellung war. Vor der großflächigen Einführung von Gas als geruchsneutralem Brennstoff waren also eigentlich alle schottischen Whiskys getorft. Und heute gehen immer mehr Destillerien dazu über, wenigstens teilweise auch wieder getorften Whisky anzubieten. Der wird dann in kleineren Mengen produziert und unter fantasievollen Namen vermarktet. Bei Tomatin heißt das dann Cù Bòcan und schmeckt ... na, das steht ja unten.
Colour: Gold
Nose: ein bisschen Holz, ein bisschen Frucht - und Rauch. Aber nur sehr dezent. Vielleicht ein bisschen enttäuschend, wenn man Liebhaber stark getorfter Whiskys von Islay ist.
Taste: Aha, da ist der Rauch. Auf der Zunge kommt der viel deutlicher zur Geltung als in der Nase. Das versöhnt mich definitiv mit dem sehr dezenten Raucheindruck in der Nase. Und sonst? Alkohol (die 50% machen sich bemerkbar!) und sehr schöne Sherrynoten.
Finish: Mittel! Mitteltief. Mittellang. Mittelwarm. Alles mittel. Und das ist keine Abwertung!
Wertung:
Die Praline zum Whisky: Maple-Pekan-Nougat mit Rauchpaprikaöl und Seegrasbacon in 80% RAW-Schokolade. Das war bis jetzt die beste Praline des Abends. Die Kombination mit dem Whisky fand ich nicht ganz so gelungen wie beim "XX", aber die Praline für sich ist umwerfend.
Destilliert am 23.10.1996, abgefüllt am 19.12.2017. Bourbon Cask #7A.
Glenrothes ist ja eine meiner Entdeckungen der letzten Zeit. Das habe ich sicher schon mal erwähnt, und auch, dass ich mich schon mal auf die Suche nach Whiskys dieser Destillerie gemacht habe, die nur in Ex-Bourbon-Fässern gelegen haben, ist bestimmt nicht neu. Nun, auch wenn man Glenrothes tatsächlich eher über ihre Sherryfass-Abfüllungen kennt; sooo wenige Funde aus Ex-Bourbon-Fässern waren es dann doch nicht, die ich zu verzeichnen hatte. Und vor allem: die schmecken durch die Bank lecker! Diesen hier hatte ich vorher schonmal probiert, wenn auch von einem anderen Abfüller. Und eine jüngere Variante davon (20 Jahre) aus demselben Fass kannte ich auch. Ich wusste also, auf was ich mich einließ. Und ich habe es gern getan ...
Colour: Gold
Nose: Das ist einerseits ein klassischer Ex-Bourbon-Whisky mit seinen Noten von Holz, Vanille, hellen Früchten, Apfel und Karamell. Andererseits ist er auch wieder nicht so typisch, weil die Noten sehr intensiv sind, Vor allem die süßen, karamelligen und fruchtigen.
Taste: Und auch auf der Zunge setzt sich der intensive Eindruck fort. Die Noten sind im wesentlichen die gleichen wie in der Nase, und auch hier stehen Süße, Karamell und Früchte im Vordergrund. Dazu kommt noch der Alkohol, der mit 53% halt nicht zu übersehen ist. Außerdem spürt man das Alter der Whiskys, das sich mit einem adstringierenden Gefühl unter der Zunge bemerkbar macht.
Finish: lang und heiß
Wertung:
Die Praline zum Whisky: Maracujamousse auf weißem Mandel-Vanille-Nougat in dunkler Arriba Nacional und Kokosraspeln. Ich bin ja nicht sooo ein Kokos-Fan. Vielleicht liegt es daran, dass der Whisky mir hier besser geschmeckt hat als die Praline. Oder am Whisky. Hach, schön, wenn man auf so hohem Niveau nörgeln kann ...
Destilliert am 09.12.2009, abgefüllt am 04.10.2018.
Auchentoshan in den Lowlands (also eigentlich in Glasgow, gleich an der Great Western Road und gegenüber vom Friedhof) ist eher nicht für starke, mitreißende Whiskys bekannt. Zum einen destilliert man dort - wie sonst in Irland üblich - dreifach, zum anderen bekommt man die Standardabfüllungen in der Regel in recht niedrigen Trinkstärken. Nichts also für die torf- und fassgestählte Zunge eines Whiskynerds ...
Nun, zumindest letzteres (die Erfahrung mit Fassstärken) kam und bei dem letzten Whisky des Abends zugute, handelte es sich doch eben um eine selbst und direkt aus dem Fass abgefüllte Flasche. (Das ist übrigens bei Auchentoshan sehr schön gemacht, hier darf man noch mit dem Valinch, einer überdimensionalen Stahlpipette, seinen Whisky aus dem Fass holen.) Diesfalls handelte es sich um ein Oloroso Cask (vermutlich ein Butt), in dem der Whisky fast neun Jahre gelegen hatte.
Colour: Dunkelbraum mit leichtem Rot-Ton
Nose: Wenn man es nicht besser wüsste (und einem der Alkohol nicht in die Nase stechen würde), dann könnte man fast denken, man hätte tatsächlich einen Sherry im Glas - und nicht einen im Sherryfass gelagerten Whisky. Sehr intensive Aromen von dunklen, eingelegten Trockenfrüchten, Rosinen und Dörrpflaumen, Rumtop und Sherry. Der Alkohol sticht ein bisschen zu scharf in der Nase, sonst könnte man sich an einem Glas den ganzen Abend sattriechen - oder eben nicht, denn satt würde ich dieser Aromenvielfalt so schnell nicht.
Taste: Im Mund wird der Auchentoshan dann noch ein bisschen schärfer, das ist wirklich nichts für jemanden, der Trinkstärken gewöhnt ist. Aber der Whisky ist guuuut! Aromen? Na, das übliche eben: Sherry, Rosinen, Rumtopf. Aber alles so lecker, dass es alles andere als üblich ist!
Finish: lang, lang und lang. Und heiß!
Wertung:
Die Praline zum Whisky: Brombeercreme (von der eigenen Terasse) auf Nelken-Lebkuchennougat in 70% Madagascarkakao. Und obendrauf war noch eine ganz kleine, saure Beere. Ich habe vergessen, was das war (Berberitze?), aber es hat einen herrlichen Kontrast zum süßen, weihnachtlichen Rest der Praline gesetzt. Den Whisky hat die Praline gleichermaßen ergänzt (süße Noten im Whisky, Lebkuchensüße in der Praline) wir kontrapunktiert (scharfer Alkohol, weiche, zungenschmeichelnde Schokolade). Auch hier funktioniert die Kombination sehr sehr gut. Beinahe wäre die Kombination die beste des Abends gewesen. Sie ist für mich nur ganz knapp hinter dem Glenfiddich XX und seiner Begleiterin zurückgeblieben.
Dass das Pralinentasting der letzte Termin in Michaels Jahreszyklus ist, hat den Vorteil, dass man immer weiß, dass einer der Höhepunkte des Whiskyjahres noch bevorsteht. Und dass es ein Höhepunkt ist, hat sich auch diesmal wieder bewahrheitet. Ich kenne keine andere Gelegenheit, bei der nicht nur die Einzelkomponenten extrem lecker sind, sondern das Food Pairing dies tatsächlich nochmal steigert. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Jahr!
Dass es hier in letzter Zeit etwas ruhiger ist, hat - doch, ehrlich - mit Whisky zu tun. Na gut, nicht nur mit Whisky, aber zu einem Schottlandurlaub, vier Whiskymessen und einem Osterwochenende in Glasgow (Tide Lines Konzert - tolle Musik) musste wirklich nicht mehr viel dazu kommen, um die Artikelfolge hier erstmal zu stoppen. Arbeiten gehen muss man ja schließich auch noch. Und ein bisschen Sport machen (wenn das Wetter mitspielt). Und Familie und Freunde natürlich ...
Und nun stehen demnächst die beiden nächsten Messen an. Limburg dürfte vielen Lesern als eine der größten Whiskymessen in Deutschland bekannt sein, und natürlich wachsen hier schon diverse Listen: zu besuchende Stände, zu probierende Whiskys, zu treffende Freunde. Weniger bekannt (sehr zu Unrecht) ist die Kronberger Genussmesse, eine Veranstaltung, bei der es nicht nur um Whisky geht, sondern eigentlich um alles, was man genießen kann.
Nicht nur Whisky, aber eben auch Whisky. Wir hatten schon zweimal die Ehre (und das Vergnügen!) gemeinsam mit den Veranstaltern die Messeabfüllung vorzukosten und die ersten Tasting Notes dafür zu erstellen. Und auch dieses Jahr hatten Michael und Lars eine Flasche des Messewhiskys dabei, als sie kürzlich bei uns waren. Es handelte sich um einen Dalmore aus der Region Highlands. In dieser Destillerie - oder besser: für Whyte and Mackay, denen sie gehört - arbeitet mit Richard Paterson einer der anerkannt größten Experten seines Faches als Master Blender.
Zu blenden gab es allerdings bei der Messeabfüllung nichts, weil es sich um eine Einzelfassabfüllung handelt. Destilliert am 05.04.2007, abgefüllt am 19.12.2017, mithin auf dem Papier zehn Jahre alt, lag der Whisky im Refill Oloroso Sherry Hogshead #2128. Abgefüllt wurde er mit 55,9%, und es existieren ganze 60 Flaschen.
Soweit die Daten. Natürlich haben wir den Tropfen auch probiert:
Nose: Das erste, was in die Nase dringt, ist der Alkohol. Kein Wunder, der ist ja auch reichlich vorhanden. Aber er ist weich, gar nicht beißend, dafür sehr fruchtig, mit Sherry und den sherrytypischen Noten: Rosinen, Rumtopf dunkle Früchte. Die Pflaume (als Frucht und als Mus) macht sich besonders bemerkbar. Dann kommt Holz. Altes, durchtränktes, fast ein wenig muffiges Holz (was nicht negativ gemeint ist). Später dann wird der Geruch süßer und reifer. Vollmundig ist er jetzt, man schmeckt die Rosinen beim riechen geradezu auf der Zunge. Wieder eingelegte Früchte, noch später dann ein Wechsel zu Vanille, Zimt(?) und ganz wenig Schokolade, Röstaromen(?) und ein Hauch von Salzigkeit. Mit ein paar Tropfen Wasser schließlich wird der Whisky intensiver, frischer. Definitiv ein Gewinn. Die anfängliche Alkoholschärfe ist weg, aber er hat noch (Zitat) "volle Rosine".
Taste: Zu Anfang schmeckt man auch auf der Zunge deutlich den Alkohol. Dann überwiegen Noten von frischer Säure aus hellem Obst. Das wechselt dann aber schnell zur Sherrywelt mit ihren bekannten Noten. Mit der Weichheit und Süße des Sherrys kommen auch angenehme Holznoten, eine schöne Nussigkeit (Walnüsse) und eine ganz leichte Bitternote (Mandel?) zum Schluss.
Finish: Im Abgang spüre ich den Dalmore bis irgendwo in der Mitte der Speiseröhre (jetzt mal ohne genaue Anatomiekenntenisse geschätzt), und da hält er sich auch mittellang auf. Schön warm macht er da. Deutlich länger registriere ich Alkohol und Aromen im Mundraum, und das gefällt mir sehr gut. Von jedem Schluck dieses Whiskys hat man lange etwas.
Wertung:
Da hat Taste-ination mal wieder einen ganz tollen Tropfen gefunden. Hier wird die Aromenwelt rund um den Sherry gepaart mit den sauren und fruchtigen Aromen von frischem, helllem Obst. Dazu ein kleines bisschen Holz und eine Spur Schokolade. Na gut, die Arbeit hat das Fass gemacht, aber schöner hätte man das Rezept kaum zusammenstellen können. Ganz großes Kino!
In der Whiskybase gibt es diesen Tropfen noch nicht. Das kommt aber sicher noch, und natürlich trage ich den Link dann hier nach.